Sprachwissenschaftler: Pfarrer sollen Floskeln vermeiden

Sprachwissenschaftler: Pfarrer sollen Floskeln vermeiden
Um als Redner glaubwürdig zu sein, sollte man sprachliche Floskeln vermeiden, empfiehlt der Heidelberger Sprachwissenschaftler Ekkehard Felder.
20.06.2013
epd
Alexander Lang

Er appelliert an öffentliche Redner, Politiker oder Pfarrer, ihren Sprachgebrauch bewusst zu überprüfen und sich um eine abwechslungsreiche Wortwahl zu bemühen. Zuhörer reagierten auf inhaltsleere Sprachhülsen mit Langeweile, Verärgerung und Misstrauen, sagte Felder dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

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Theologen liefen etwa bei Predigten Gefahr, "die Gläubigen nicht zu erreichen", sagte der Linguist, der sich an der Heidelberger Universität mit der politischen Sprachanalyse sowie Sprachnormen und -kritik beschäftigt. In der Kommunikation sei zwar der wiederholte, ritualisierte Gebrauch einzelner Wörter zur Bezeichnung von bestimmten Sachverhalten wichtig und unvermeidbar. Doch müssten Redner darauf achten, "authentisch", also glaubwürdig zu sein, indem sie Schlüsselwörter maßvoll und nicht gedankenlos verwendeten.

Eine häufig gebrauchte Wortverbindung mache für sich noch kein schlechtes Deutsch aus, urteilte Felder. Allein ihr unablässiger, zwanghafter und unbewusster Gebrauch zeige, dass sich ein Redner nicht ausreichend um eine sorgfältige und glaubwürdige Formulierung bemühe.

Öffentliche Redner können Felder zufolge die Bildung von neuen Sprachhülsen vermeiden, indem sie mit Varianten arbeiten - etwa, indem sie verfestigte Wortverbindungen weniger verwenden, sie umschreiben oder andere sprachliche Bilder wählen. Wer allerdings das Nachdenken übertreibe und zu viel und übersensibel über sein eigenes Sprechen grüble, der wirke ängstlich, wenig spontan und verkrampft.

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Glaubwürdige und nicht künstlich wirkende Sprachneuschöpfungen seien zwar möglich, aber auch schwierig, sagt Felder: "Die sprachlichen Ressourcen in Bezug auf eine bestimmte Metapher sind irgendwann einmal erschöpft."