Jeder dritte Deutsche will ein Grab in der Natur

Jeder dritte Deutsche will ein Grab in der Natur
Immer mehr Deutsche wollen nach dem Tod in der freien Natur beigesetzt werden. Dagegen verliert die traditionelle Bestattung auf einem Friedhof zunehmend an Bedeutung, so das Ergebnis einer Umfrage des Informationsportals Bestattungen.de zum "Tag des Friedhofs" am 15. und 16. September.

15.09.2012
evangelisch.de

Die Folge dieses Trends sei, dass schon heute auf vielen Friedhöfen traditionelle Grabflächen leer blieben, heißt es von Bestattungen.de. Einige Friedhöfe stünden bereits vor der Schließung. Im Jahr 2002 hätten in Deutschland über 95 Prozent aller Beisetzungen auf Friedhöfen
stattgefunden. Zehn Jahre später zeigt die aktuelle Umfrage ein anderes Bild. 34 Prozent der Befragten würden eine Beisetzung außerhalb klassischer Friedhöfe wählen.

Die Beisetzung auf See wird demnach heute vermehrt gewünscht (13 Prozent), besonders gefragt ist jedoch die Beisetzung in einem Bestattungswald (21 Prozent). Allein 2012 entstanden in
Deutschland bereits sieben neue Wälder der beiden größten Anbieter. Insgesamt öffneten
seit 2001 knapp 100 dieser speziellen Bestattungswälder für Baumbestattungen. Tendenz
steigend.

Den Angehörigen nicht zur Last fallen

Der Trend zur Beisetzung in der freien Natur hat laut Bestattungen.de sowohl finanzielle als auch
gesellschaftliche Ursachen. Zum einen würden viele Menschen aufgrund hoher
Friedhofsgebühren und Folgekosten für Grabstein und Grabpflege auf Alternativen ausweichen.
Zum anderen lebten Familien heute oft weit verstreut und könnten sich nur schwer um die
Gräber der Angehörigen kümmern. Viele Menschen wollten den eigenen Angehörigen
daher nicht zur Last fallen und entschieden sich für pflegefreie Gräber. Auch die Verbundenheit mit der Natur sei ein Grund für die Entscheidung gegen den Friedhof.

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Die abnehmende Nachfrage nach traditionellen und oft auch teureren Gräbern führe bei
den Friedhöfen vielerorts zu Einnahmeeinbußen. "Viele Friedhofsträger haben die
Entwicklungen der letzten Jahre verschlafen und nur auf traditionelle Grabarten gesetzt",
sagt Bestattungen.de-Geschäftsführer Fabian Schaaf. "Manche Friedhöfe sind so bereits in
die finanzielle Schieflage geraten." In vielen Städten wie Bremen, Hamburg und Bonn sei
aktuell sogar die Schließung von Friedhöfen geplant.

Experten sehen Handlungsbedarf. "Friedhöfe sollten nicht nur an Traditionen festhalten,
sondern ihre Angebote an die heutigen Bedürfnisse der Bürger anpassen", fordert Lutz
Rehkopf, Sprecher des Ohlsdorfer Friedhofs in Hamburg. "Wir haben bereits reagiert und
bieten unter anderem Baumgräber oder die Beisetzung in einer Urnenwand an. Friedhöfe
müssen sich weiterentwickeln, um auch in Zukunft ein zentraler Ort der Trauer zu bleiben",
so Rehkopf weiter.