Segen des Wirtschaftswachstums bringt Afrikanern wenig

Segen des Wirtschaftswachstums bringt Afrikanern wenig
Der Export von Rohstoffen hat Afrika nach Expertenmeinung ein hohes Wirtschaftswachstum beschert, von dem die Mehrheit der eine Milliarde Afrikaner allerdings nicht profitiert.

Durch abfließende Gewinne und Steuertricks internationaler Konzerne verliere Afrika doppelt so viel an Einnahmen wie der Kontinent an Entwicklungshilfe bekommt, heißt es in einem Bericht des "Afrika-Fortschrittsforums", den der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan am Freitag bei einem Weltwirtschaftsforum in Kapstadt vorstellte.

"Es ist skrupellos, dass manche Firmen versuchen, mit Tricks ihre Gewinne zu steigern, während Millionen Afrikaner ohne Lebensmittel, Bildung oder medizinischer Versorgung zurückbleiben", schreibt Friedensnobelpreisträger Annan im Vorwort. Die Expertengruppe unter seinem Vorsitz warnt vor einer wachsenden Ungleichheit zwischen Arm und Reich.

Besserer Umgang mit Ressourcen kann Armut reduzieren

Beim Umgehen der Steuerpflicht seien ausländischen Konzernen oft afrikanische Beamte und Politiker, behilflich. So habe allein die Demokratische Republik Kongo zwischen 2010 und 2012 mehr als 1,3 Milliarden US-Dollar an Einnahmen durch Steuertricks und Gewinnabflüsse verloren. Das Engagement großer Firmen habe deshalb nicht zu steigendem Wohlstand geführt.

Würde mit Rohstoffen besser umgegangen, könnte das den Wohlstand in Afrika verbessern, sind die Experten überzeugt. Auch für die kommenden Jahre erwarten sie hohe Wachstumsraten. "Entscheidend für die Menschen in Afrika ist allerdings, in welchem Maße mit den Einnahmen aus neuen Ressourcen die Armut reduziert wird", heißt es in dem Bericht, der wenige Wochen vor dem G-8-Gipfel am 17./18. Juni in Belfast veröffentlicht wurde. Dort wollen die acht wichtigsten Industrienationen über Steuern und Transparenz diskutieren.

Das Afrika-Fortschrittsforum ("Africa Progress Panel") ist eine Gruppe zehn einflussreicher Persönlichkeiten, die afrikanische Regierungen beraten und zur Entwicklung des Kontinents beitragen wollen. Zu ihnen gehören neben Annan der Musik-Star Bob Geldorf und Graça Machel, die Ehefrau von Nelson Mandela und frühere First Lady von Mosambik.