Menschenrechtler: KiK-Textilien in Unglücksfabrik bei Dhaka gefunden

Foto: dpa/Abir Abdullah
Menschenrechtler: KiK-Textilien in Unglücksfabrik bei Dhaka gefunden
Bangladesch nimmt Textilproduktion nach Katastrophe wieder auf
Nach der Katastrophe in der Textilproduktion in Bangladesch gerät das deutsche Unternehmen KiK unter Druck. In den Trümmern seien zahlreiche Textilien des Discounters gefunden worden, teilte die Kampagne für Saubere Kleidung am Donnerstag mit.

KiK erklärte auf epd-Anfrage, der Bericht werde geprüft. Beim Einsturz des Fabrikgebäudes nahe Dhaka in der vergangenen Woche kamen mindestens 430 Menschen ums Leben, mehr als 100 wurden laut Behörden am Donnerstag noch vermisst.

###mehr-artikel###"Wir sind schockiert - es zeichnet sich ab, dass KiK innerhalb von nur acht Monaten ein drittes Mal in ein schweres Unglück in einer Textilfabrik involviert ist", erklärte Frauke Banse von der Kampagne für Saubere Kleidung, einer Aktion der Christlichen Initiative Romero in Münster. Die Firma wurde mit der Tazreen-Kleiderfabrik in Bangladesch in Verbindung gebracht, bei deren Brand im November mindestens 112 Menschen getötet wurden, sowie mit einer Produktionsstätte in Pakistan, in der im September mehr als 250 Menschen ums Leben kamen.

Druck auf Unternehmen steigt

Bisher habe in Deutschland nur die Firma NKD bestätigt, bis vor kurzem Lieferbeziehungen in die jetzt eingestürzten Fabriken des Rana-Plaza-Gebäudes bei Dhaka gehabt zu haben, erklärte die Kampagne für Saubere Kleidung. Daneben hätten auch Firmen wie Benetton, Mango oder Primark in dem Fabrikhochhaus produzieren lassen, die ebenfalls auf dem deutschen Markt vertreten sind. Der irische Händler Primark sagte eine Entschädigung zu. Auf die internationalen Unternehmen steigt der Druck, sichere Bedingungen für die Arbeiter durchzusetzen.

Gut eine Woche nach dem Einsturz lief die Textilproduktion am Donnerstag offiziell wieder in vollem Umfang an. Laut Medienberichten kehrten Millionen Arbeiter an ihren Arbeitsplatz zurück, nachdem viele Fabriken des Landes den Betrieb nach dem Unglück ausgesetzt hatten. Die Bergungsarbeiten können nach einem Bericht der Zeitung "Daily Star" noch zwölf bis 15 Tage in Anspruch nehmen. Überlebende wurden in den vergangenen drei Tagen nicht mehr gefunden.

Größter Textilhersteller der Welt

Der Kollaps des Rana-Plaza-Gebäudes in Savar, einem Vorort von Dhaka, ist bislang das schlimmste Unglück in der boomenden Textilindustrie von Bangladesch. In dem Gebäude waren verschiedene Kleiderfabriken untergebracht, die über 3.100 Arbeiter beschäftigten - die meisten von ihnen Frauen.

Bangladesch ist einer der größten Textilhersteller der Welt - Kleider und Wäsche machen rund 80 Prozent des Exports aus, der Wert beläuft sich auf jährlich 20 Milliarden US-Dollar. Der Industriezweig beschäftigt vier Millionen Menschen. Es ist ein rasantes Wachstum von den bescheidenen Anfängen der Branche in den 1980er Jahren zu mittlerweile mehr als 5.000 Großfabriken, die den halben Erdball mit Kleidern und Wäsche beliefern.