"Brot für die Welt" kritisiert Wachstumskurs der Weltbank

"Brot für die Welt" kritisiert Wachstumskurs der Weltbank
Das evangelische Hilfswerk "Brot für die Welt" hat das von der Weltbank propagierte Ziel begrüßt, die absolute Armut bis 2030 zu besiegen.
30.04.2013
epd
Elvira Treffinger

"Auch der Absicht, einen 'geteilten Wohlstand' anzustreben, also vor allem die Einkommens- und Lebensverhältnisse der unteren 40 Prozent in jedem Land zu verbessern, pflichten wir bei", sagte Klaus Seitz (54), Leiter der Abteilung Politik bei "Brot für die Welt, dem Evangelischen Pressedienst (epd). "Das ist ein zentrales Gerechtigkeitsziel", das die Kluft zwischen Arm und Reich verkleinern solle. Kritik übte Seitz aber am Wachstumskurs der Weltbank.

Die Weltbank setze zu stark auf Wirtschaftswachstum, obwohl es in vielen Entwicklungs- und Schwellenländern den Armen wenig gebracht habe. "Der erhoffte Sickereffekt ist nicht eingetreten", betonte Seitz. "Vom weltweit zunehmenden Wohlstand haben die Armen viel zu wenig profitiert." Die Weltbank gehe dem Armuts-Problem nicht an seinen Wurzeln an, kritisierte Seitz: "Die Strukturen, die Armut verursachen, werden nicht angepackt. Dazu gehört, dass die Armen keinen Zugang zu Land, Kapital oder Bildung haben." Somit bestehe ihr Risiko auch bei vorübergehender Besserung weiter, erneut zu verarmen.

Recht auf soziale Sicherheit

Von zentraler Bedeutung ist laut Seitz auch das Recht auf soziale Sicherheit, das in Afrika, Lateinamerika und Asien oft nicht einmal ansatzweise erfüllt ist. "Ohne Absicherung gegen Krankheit, Alter und Arbeitslosigkeit kann die Armut nicht wirksam besiegt werden. Das gilt umso mehr, je weniger traditionelle Solidargemeinschaften wie Familien einspringen können." Auch die ökologischen Grenzen des Planeten würden von der Weltbank zu wenig berücksichtigt. "Eine Strategie für eine klimafreundliche und ressourcenschonende Entwicklung ist nicht erkennbar", kritisierte Seitz. "Das ist eine offene Baustelle." Denn Öl, Kohle und Erdgas seien begrenzt. Und aus Umweltbelastungen resultierten neue Armutsrisiken.

###mehr-artikel###

Auf Vorschlag von Weltbankpräsident Jim Yong Kim hatte sich der gemeinsame Entwicklungsausschuss von Weltbank und Internationalem Währungsfonds auf der Frühjahrstagung vom 19. bis 21. April darauf verständigt, die absolute Armut bis 2030 praktisch zu besiegen, bis auf maximal drei Prozent der Weltbevölkerung. Derzeit müssen noch etwa 1,2 Milliarden Menschen (fast 20 Prozent der Weltbevölkerung) von weniger als 1,25 US-Dollar am Tag auskommen. Damit lebt heute ein Fünftel in extremer Armut, vor zwei Jahrzehnten waren es zwei Fünftel.

Ein wichtiges Millenniumsziel aus dem Jahr 2000 wurde damit schon vor 2015 geschafft. "Weil die angepeilte Halbierung des Anteils der absolut Armen an der Weltbevölkerung seit 1990 auf globaler Ebene erreicht wurde, scheint der Traum vom Ende der Armut in greifbare Nähe gerückt", erläuterte Seitz. Doch in Afrika und Teilen Asiens sehe das anders aus. Aber auch wenn die Realisierung in einer Generation auf Schwierigkeiten stoßen sollte, dürfe man nicht aufgeben: "Wenn man Armut als Menschenrechtsverletzung begreift, muss man die vollständige Überwindung der Armut als politisches Ziel ausgeben."