Anglikanischer Erzbischof empfiehlt Reform des britischen Bankensystems

Anglikanischer Erzbischof empfiehlt Reform des britischen Bankensystems
Der anglikanische Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, hat sich für eine grundlegende Reform des britischen Bankensystems ausgesprochen.

"Wir befinden uns nicht in einer Rezession, sondern in einer Art von Depression", sagte er einem am Dienstag veröffentlichten Beitrag der kirchlichen Website zufolge auf einer Veranstaltung am Vorabend in London. Um diese Depression zu überwinden sei eine große Anstrengung, ein grundlegender "Kulturwechsel" am Finanzmarkt gefragt. Der anglikanische Geistliche und ehemalige Manager in der Ölindustrie ist Mitglied der parlamentarischen Kommission für Standards im Bankwesen.

Die Wirtschaftskrise habe zu einem Verlust an Vertrauen geführt, das zu einem Problem einer ganzen Generation werde, sagte Welby. Er schlug vor, mindestens eine der britischen Großbanken zu zerschlagen und in regionale Banken aufzuspalten. In wenigen Tagen werden neue Daten zur Wirtschaftslage Großbritanniens erwartet. Das Land tut sich seit der Finanzkrise weiter schwer, auf den Wachstumspfad zurückzufinden. Die britische Wirtschaftsleistung liegt immer noch unter dem Stand von 2008.

Realität statt "fantastisches Nirwana"

Der Bankensektor müsste sich zum Ziel setzen, der Gesellschaft einen Dienst zu leisten und nicht allein nach Rendite streben, sagte der Erzbischof. Gefragt sei eine Kultur von Tugenden, die sich an der Realität des Alltagslebens und nicht an einem "fantastischen Nirwana" orientiere. Niemand habe alle Antworten auf die Krise, aber es sei wichtig, das Vertrauen der Menschen wiederherzustellen. Die Probleme seien auch dadurch entstanden, dass die Banken sich immer weiter von den Menschen entfernt hätten.

"Zumindest ein Teil des Banksystems sollte lokal organisiert sein", empfahl Welby. Er sei enttäuscht gewesen, als er in der Bankenkommission erlebt habe, dass "Banker nicht annähernd so schlecht sind wie ich hoffte." Sie hätten in der Befragung gezeigt, dass das, was sie getan haben, Fehler waren. Man hätte sich kurzfristig Geld geliehen, aber langfristig und zudem sehr große Beträge an Menschen verliehen, die diese nicht zurückzahlen konnten. "Diese beiden Fehler alleine sind genug, um jede Bank in den Bankrott zu führen", sagte der anglikanische Geistliche.