Seelsorger: "Schöner wohnen" im Gefängnis senkt Rückfallquote

Seelsorger: "Schöner wohnen" im Gefängnis senkt Rückfallquote
Gefängnissräume müssen nach Ansicht des Marburger Theologieprofessors Thomas Erne schöner gestaltet werden.

Die ästhetische Gestaltung von Räumen beeinflusse Menschen positiv, sagte er am Dienstag bei der Bundeskonferenz der Evangelischen Gefängnisseelsorge zum Thema "Architektur und Geist" in Freiburg. Dort treffen sich noch bis Freitag rund 120 Seelsorger aus dem In- und Ausland.

Wenn Inhaftierte "schöner wohnen", helfe das, die Rückfallquote zu senken, betonte Erne, der religiöse Ästhetik und Kommunikation an der Universität Marburg lehrt: "Räume verändern Menschen." Gute Räume könnten bei der Kommunikation und beim Einüben sozialer Verhaltensweisen helfen. Doch dass sich Gefangene wohlfühlten, sei gesellschaftlich nicht erwünscht, kritisierte Erne.

Freiräume, ohne Sicherheit zu gefährden

Bei der bis zum Freitag dauernden Tagung gehe es um "Freiräume, die entstehen, wenn Seelsorger dort Gottesdienste feiern, Gespräche führen und Freizeitgruppen gestalten", sagte Pfarrer Ulli Schönrock, Vorsitzender der Konferenz für Evangelische Gefängnisseelsorge in Deutschland. In den Gefängnissen spielten "Sicherheit, Ordnung, Kontrollierbarkeit" eine wichtige Rolle. Mit ihren Angeboten wollten die Seelsorger Freiräume schaffen, ohne die Sicherheit im Gefängnis aufs Spiel zu setzen, so Schönrock.

Die enge ökumenische Zusammenarbeit von evangelischen und katholischen Seelsorgern, betonte der Mannheimer Dekan der Evangelischen Gefängnisseelsorge in Baden-Württemberg, Gerhard Ding. Bundesweit gebe es mehr als 500 haupt- und nebenamtlich tätige Gefängnisseelsorger der beiden großen Kirchen.