Migrationsforscher: Russlanddeutsche inzwischen gut integriert

Migrationsforscher: Russlanddeutsche inzwischen gut integriert
Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion sind nach Meinung des Osnabrücker Integrationsforschers Jochen Oltmer in Deutschland inzwischen gut integriert.
08.04.2013
epd
Stefan Korinth

"Viele Daten deuten auf eine positive Entwicklung hin", sagte Oltmer im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die "zweite Generation" sei rund 20 Jahre nach der ersten Einwanderungswelle im Blick auf Schulabschlüsse, Studierendenzahlen und Berufsqualifikationen kaum von anderen Deutschen zu unterscheiden.

Der Großteil der Spätaussiedler habe mittlerweile auf dem deutschen Arbeitsmarkt Fuß gefasst. "Heute wissen wir, dass viele Aussiedler in handwerklichen Berufen untergekommen sind", erläuterte der Geschichtsprofessor und Leiter des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien der Universität Osnabrück. So hätten sie etwa im Bäckerei- oder Baugewerbe geholfen, den Fachkräftemangel abzumildern.

Heute betrachteten viele Russlanddeutsche ihre Integration selbst als Erfolgsgeschichte, sagte Oltmer. Die Übergangsprobleme der 1990er Jahre, wie Gewalt und Kriminalität junger männlicher Spätaussiedler seien größtenteils verschwunden. "Es ist auch ein Indiz für gelungene Integration, dass öffentlich nicht mehr über Aussiedler diskutiert wird." Eine vollständige Angleichung an die restliche deutsche Bevölkerung sei aber frühestens für die dritte Aussiedlergeneration zu erwarten.

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So einfach, wie es sich viele Politiker in den 1990er Jahren vorgestellt hätten, sei die Integration jedoch nicht gelaufen, sagte Oltmer. "Die erste Generation hat oftmals nur unterhalb ihrer eigentlichen Berufsqualifikation Beschäftigung gefunden." So arbeiteten dann etwa Ärztinnen als Altenpflegerinnen und Ingenieure als Fernfahrer. Verantwortlich dafür waren laut Oltmer mangelnde Sprachkenntnisse und die geringe Zahl anerkannter sowjetischer Ausbildungen.

Nach Angaben der Bundeszentrale für politische Bildung sind seit 1990 rund zwei Millionen Spätaussiedler aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion nach Deutschland eingewandert. Zwischen 1993 bis 1995 kamen jährlich mehr 200.000 Russlanddeutsche in die Bundesrepublik kamen. Der Zuzug ging seitdem stark zurück. 2011 zog es nach Angaben der Bundeszentrale lediglich noch rund 2.000 Spätaussiedler nach Deutschland.