Am "Weißen Sonntag" endet die Osterwoche

Foto: KNA-Bild/Gerd Vieler
Am "Weißen Sonntag" endet die Osterwoche
Traditionell ist er für Katholiken der Tag der Kommunion. Doch um den ersten Sonntag nach Ostern rankten sich einst auch viele weltliche Bräuche: Es wurde wild getanzt und getrunken - und die letzten Ostereier mussten auch noch verzehrt werden.
06.04.2013
epd
Brigitte Jonas

Wenn am Sonntag nach Ostern die Osterwoche endet, wird der "Weiße Sonntag" gefeiert. Die Bezeichnung erinnert an einen Brauch, der seit dem 4. Jahrhundert überliefert war: Die zu Ostern neugetauften Christen mussten bis zu diesem Termin bei jedem Kirchgang ihr weißes Taufgewand tragen.

Mitte des 17. Jahrhunderts widmete die katholische Kirche den Sonntag nach Ostern zum Tag der Erstkommunion um. Auch in manchen evangelischen Gemeinden war es lange Brauch, den Sonntag nach Ostern die Konfirmation zu feiern. In der evangelischen Kirche ist der Sonntag nach Ostern liturgisch der Sonntag Quasimodogeniti, der an den Beginn des neuen Lebens erinnert.

Apfel gegen Zahnweh

Bei beiden Anlässen hält man es nach wie vor gern mit der Tradition: Während die Konfirmanden oft noch eine "weiße Erinnerung" in Form eines kleinen Sträußchens aus weißen Frühlingsblumen bei sich tragen, tragen die Kommunikantinnen zu ihren weißen, zumeist bodenlangen Kleidern einen weißen Myrtenkranz im Haar. Auch die lange, weiße Kommunionskerze gehört zur Feier des Tages dazu, bei der es sich häufig um die prachtvoll verzierte - ehedem von den Paten gestiftete - Taufkerze handelt.

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Im Laufe der Zeit haben sich ehedem zahlreiche, überwiegend volkstümlich geprägte Aktivitäten rund um den "Weißen Sonntag" gebildet. So trugen - altem Volksglauben zufolge - die Erstkommunikanten im badischen Franken stets einen Apfel mit in die Kirche. Nach dem Kirchgang wurde dieser verzehrt in der Hoffnung, er möge zeitlebens das Zahnweh vertreiben. Auch die letzten Ostereier wurden einst an diesem Tag aufgegessen. Es mussten allerdings dem Namen des Sonntags entsprechend ungefärbte, weiße Eier sein.

Die Sonntagskinder des Jahres

Nach der "tanz- und vergnügungsfreien" vorösterlichen Fastenzeit durfte zudem am "Weißen Sonntag" erstmals wieder getanzt werden. Da insbesondere die Sonntagnacht in früheren Zeiten vielerorts als sogenannte Freinacht der Ledigen galt, soll es dabei zuweilen recht ungestüm zugegangen sein. In bayerischen Wirtshäusern trank man auf "die Schön und auf die Stärk". Darüber hinaus bewarfen sich die Gäste gegenseitig mit kleinen "Schifferl" genannten Honigkuchen, was Glück bringen und Segen verheißen sollte. Im westlichen Böhmen bewirtete man sämtliche Hausbewohner mit süßer Milch und Semmeln.

In der Gegend um Braunschweig und im Allgäu wurde am "witten Sunndage" allerdings gearbeitet: Während die "Nordlichter" ihre Schafherden auf die Weiden trieben, wurden im Süden die ersten Hirten angeheuert.

Im Luzerner Rottal wurden am "Weißen Sonntag" die Spätaufsteher des Tages als "weiße Geiß" verlacht. Und in manchen Gegenden Schlesiens galten die am "Weißen Sonntag" geborenen Kinder als die eigentlichen Sonntagskinder des Jahres.