Gauck: Über Chancen und Schwierigkeiten im Dialog mit Muslimen reden

Gauck: Über Chancen und Schwierigkeiten im Dialog mit Muslimen reden
Bundespräsident Joachim Gauck hat am Freitag Jugendliche im Schloss Bellevue empfangen, die sich einen intensiveren Dialog zwischen Muslimen und Nicht-Muslimen in Deutschland wünschen.

Es sei wichtig, dass offen über Chancen und Schwierigkeiten geredet werde, sagte das Staatsoberhaupt bei der Begrüßung der 40 Teilnehmer der Jungen Islamkonferenz. Und vor allem sei es wichtig, Vorurteilen und Pauschalisierungen Aufklärung entgegenzusetzen, ergänzte er.

Gauck verwies darauf, dass die vier Millionen Muslime in Deutschland die drittgrößte Religionsgruppe in der Bundesrepublik bilden. "Mit ihrem Glauben und ihrer Kultur sind sie Teil der Gegenwart und auch der Zukunft unseres Landes", sagte er. Das eine verdränge das andere nicht. "Wir leben hier zusammen mit verschiedenen religiösen und kulturellen Wurzeln, und das verändert uns alle", betonte Gauck.

Die Junge Islam Konferenz ist ein Projekt unter Federführung der Mercator-Stiftung und der Berliner Humboldt-Universität. Die Teilnehmer im Alter von 17 bis 25 Jahren legen jeweils parallel zur Deutschen Islamkonferenz des Bundesinnenministeriums Vorschläge aus junger Perspektive vor. In diesem Jahr wollen sie darlegen, wie in ihren Augen der Dialog zwischen Staat und Muslimen künftig gestaltet werden kann. Dazu beraten die Teilnehmer seit Freitag in Berlin untereinander und mit Vertretern der Bundestagsfraktionen.

"Lassen Sie uns gemeinsam ein neues deutsches 'Wir' entwickeln"

Bei dem Zusammentreffen mit dem Bundespräsidenten sagte die Teilnehmerin Tutku Güleryüz, für seine Generation sei die Pluralität der Gesellschaft längst Normalität. Viel zu oft merke sie aber, dass es in Gesellschaft und Politik Unsicherheit dabei gebe, die drei Worte "Islam", "Muslime" und "Deutschland" selbstverständlich zu vereinbaren. "Lassen Sie uns gemeinsam ein neues deutsches 'Wir' entwickeln", sagte Güleryüz.

Die 23-Jährige ergänzte, ihr mache der Rechtsextremismus in Deutschland Angst, den viele nicht nur in den Nachrichten, sondern auch im eigenen Umfeld bemerkten. Ebenso bereiteten ihr Hinwendungen zum religiös begründeten Extremismus Sorge.

Die Deutsche Islamkonferenz unter Federführung von Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) kommt letztmals für diese Legislaturperiode Anfang Mai zu ihrer jährlicher Plenarsitzung zusammen. Schwerpunkt sollen die Themen Radikalisierung und Islamfeindlichkeit sein. Wie es nach den Bundestagswahlen im September mit dem Gremium weitergeht, ist offen.