Drewermann wirft Westen "Neokolonialismus" vor

Drewermann wirft Westen "Neokolonialismus" vor
Der Theologe Eugen Drewermann wirft der westlichen Welt vor, mit Einsätzen in Krisengebieten wie Afghanistan und aktuell in Mali "eine Art von Neokolonialismus" zu betreiben.

Unter dem Deckmantel einer vermeintlichen Gefahr durch islamischen Fundamentalismus "wird eine knallharte Politik betrieben, die aus wirtschaftlichen Interessen und von geostrategischen Überlegungen geleitet ist", kritisierte Drewermann am Montagabend bei einem Vortrag in Unna. Die bislang gemachten Erfahrungen zeigten aber: "So einfach ist Menschlichkeit nicht herzustellen."

Kriege mit der Bibel

Drewermann rief zu einem respektvollen Umgang mit anderen Kulturen und Religionen auf. Christen hätten keinen Absolutheitsanspruch auf die Wahrheit, sagte der Theologe, dem 1991 von der katholischen Kirche die Lehrerlaubnis entzogen worden war und der ein Jahr später vom Priesteramt suspendiert wurde. "Mit der Bibel unterm Arm sind schon viele Kriege geführt worden, aber nicht aber mit den Werken eines Goethe, Lessing, Dostojewski oder Shakespeare."

Drewermann, der 2005 aus der katholischen Kirche austrat, hielt auf Einladung des Evangelischen Kirchenkreises Unna einen Vortrag zum Thema Toleranz. Die Veranstaltungsreihe ist ein Beitrag zum "Jahr der Toleranz", zu dem die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) für 2013 aufgerufen hat. Mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum 2017 widmet sich die EKD im Rahmen einer Lutherdekade jedes Jahr einem bestimmten Thema.