Linke Gruppe fällt Friedenseiche in Rostock-Lichtenhagen

Linke Gruppe fällt Friedenseiche in Rostock-Lichtenhagen
Offenbar linksgerichtete Täter haben in der Nacht zum Mittwoch die Friedenseiche abgesägt, die in Rostock-Lichtenhagen an die ausländerfeindlichen Ausschreitungen vor 20 Jahren erinnern sollte.

Eine "Arbeitsgruppe antifaschistischer Fuchsschwanz" bekannte sich im Internet zu der Tat. Die linke Gruppe bezeichnet die Eiche als "Symbol für Deutschtümelei und Militarismus". Der Staatsschutz hat die Ermittlungen übernommen. Die Grünen im Land verurteilten das Fällen des Baumes, der erst am Sonntag gepflanzt worden war.

"Aufarbeitung längst nicht beendet"

Die Baumfällaktion wurde nach Angaben der Stadtverwaltung von Anwohnern bemerkt und gemeldet. Die Kommune werde Anzeige erstatten und einen neuen Baum pflanzen. "Wir werden weiter an Lichtenhagen 1992 erinnern und auch in Zukunft damit leben müssen, dass Lichtenhagen auch als Plattform für Diskussionen um Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und Asylpolitik dient", sagte Senatorin Liane Melzer (SPD). Das Absägen der Eiche zeige, dass der Aufarbeitungsprozess noch längst nicht beendet sei.

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Der Landesvorsitzende der Bündnisgrünen, Andreas Katz, teilte in Schwerin mit, das Absägen des Baums sei "kein probates Mittel der Auseinandersetzung um eine angemessene Aufarbeitung der Pogrome". Zugleich forderte er Oberbürgermeister Roland Methling (parteilos) auf, eine Debatte um ein angemessenes Gedenken an Opfer rechter Gewalt in der Hansestadt zu führen.

Symbolisch vorbelastet?

Das Bündnis "20 Jahre nach den Pogromen - Das Problem heißt Rassismus" forderte die Stadt auf, sich bei der geplanten Neupflanzung des Gedenkbaumes für einen Baum zu entscheiden, "der nicht für Deutschtümelei steht". Das Bündnis hatte am Samstag unter anderem eine Demonstration in Rostock organisiert, an der etwa 5.000 Menschen teilnahmen. Bereits im Vorfeld und während dieser antirassistischen Demonstration war kritisiert worden, dass die Eiche symbolisch vorbelastet sei durch Militarismus und Nationalsozialismus.

In Rostock hatten am vergangenen Wochenende tausende Menschen bei verschiedenen Veranstaltungen an die rassistischen Krawalle von 1992 erinnert. Höhepunkt war eine Gedenkveranstaltung mit Bundespräsident Joachim Gauck am Sonntag. Kurz vor diesem Gedenken war die Friedenseiche vor dem sogenannten Sonnenblumenhaus gepflanzt worden. Vom 22. bis 26. August 1992 kam es dort zu fremdenfeindlichen Ausschreitungen, die weit über Deutschland hinaus für Aufsehen sorgten.