Beschuldigte Christin in Pakistan kommt vor Jugendrichter

Beschuldigte Christin in Pakistan kommt vor Jugendrichter
Ein in Pakistan wegen Blasphemie inhaftiertes Mädchen soll vor ein Jugendgericht gestellt werden. Eine ärztliche Untersuchung habe ergeben, dass die junge Christin zwischen 13 und 14 Jahre alt sei, berichteten pakistanische Medien am Dienstag.

Zudem entspreche ihre geistig Entwicklung nicht ihrem Alter. Inzwischen machten sich selbst konservative islamische Gruppen für die Freilassung der Christin stark.

###mehr-artikel### Das Mädchen Rimsha Masih wird beschuldigt, mehrere Seiten eines Lehrbuchs verbrannt zu haben, mit dem Kinder das Lesen des Korans lernen. Ihre Verhaftung hatte national und international Empörung ausgelöst, zumal das Mädchen das Down-Syndrom haben soll. Dass ihr Fall vor einen Jugendrichter kommt, gilt als ein positives Zeichen, weil deren Rechtsprechung meist milder ist.

In einer überraschenden Erklärung hatten auch streng islamische Gruppen Rimshas Verhaftung kritisiert. Der Vorsitzende des Difa-e-Pakistan Council, Tahir Ashrafi, warnte davor, in Pakistan das "Gesetz des Dschungels" einzuführen. Er kritisierte, dass Menschenmassen mit Drohungen die Polizei regelmäßig dazu brächten, Anzeigen wegen angeblicher Gotteslästerung entgegenzunehmen. Zuvor hatte sich auch der Vatikan für die Christin eingesetzt.

Todesstrafe bei Gotteslästerung

Das beschuldigte Mädchen, eine Schwester und die Mutter waren in Mehrabad nahe der Hauptstadt Islamabad von einer aufgebrachten Menge angegriffen worden, bevor die Polizei Rimsha in Gewahrsam nahm. Mehrere Häuser von Christen gingen in Flammen auf, rund 300 Menschen flüchteten. Der Imam von Mehrabad wurde daraufhin wegen Anstiftung zur Gewalt festgenommen.

Auf Gotteslästerung steht in Pakistan die Todesstrafe. Das Blasphemie-Gesetz, das auch Muslime trifft, steht international in der Kritik. Todesurteile wurden zwar wegen Gotteslästerung bislang nicht vollstreckt. Mehrere Menschen wurden aber bereits nach Blasphemie-Beschuldigungen ermordet, ebenso Politiker, die für eine Lockerung des Gesetzes eintraten.