Russische Menschenrechtler kritisieren "Pussy Riot"-Urteil

Russische Menschenrechtler kritisieren "Pussy Riot"-Urteil
Russische Menschenrechtler und Oppositionelle haben das Urteil gegen die drei Punkrockerinnen von "Pussy Riot" scharf kritisiert.

Der russische Menschenrechtsbeauftragte Wladimir Lukin erklärte am Freitagabend: "Ich glaube, diese Gruppe hat kein Verbrechen begangen, sondern ein schweres Vergehen". Deshalb hätte in dem Fall nicht das Strafrecht angewendet werden dürfen. Die verhängte Gefängnisstrafe sei ungerecht. Er sprach sich dafür aus, das Urteil anzufechten. Die Kremlpartei "Einiges Russland" sprach hingegen von einer gerechten Entscheidung des Moskauer Bezirksgerichtes.

Die drei "Pussy Riot"-Musikerinnen waren am Freitag wegen "Rowdytums aus Motiven des religiösen Hasses" zu zwei Jahren Straflager verurteilt worden. Sie hatten im Februar mit einem "Punkgebet" in der russisch-orthodoxen Hauptkirche in Moskau gegen Wladimir Putin demonstriert, der damals für das Präsidentenamt kandidierte.

Der bekannte Blogger Alexej Nawalny, der bei der Urteilsverlesung im Gerichtssaal anwesend war, sagte, es sei "wie bei der Inquisition" zugegangen. Das Urteil bezeichnete er als "politische Abrechnung und demonstrative Vernichtung des Rechts". Das Strafmaß sei nur deshalb so hart ausgefallen, "weil die Aktion in der Kirche eine politische war".

Ex-Finanzminister Alexej Kudrin zeigte sich um den Ruf Russlands in der Welt besorgt. Auf seiner Website schrieb er von "einem riesigen Verlust für das Image Russlands und seine Investitionsattraktivität". Seiner Meinung nach hätte es gereicht, die drei Punkerinnen wegen "Beleidigung der Gefühle von Gläubigen" zu einem Bußgeld von 1.000 Rubel zu verurteilen.

Michail Fedotow, Leiter des Präsidentenrats für Menschenrechte, rechnet damit, dass die Strafe abgemildert wird. Der Agentur RIA Novosti sagte er, ein Freispruch wäre in dem Fall angemessen gewesen. Für eine Begnadigung hatte sich am Freitag unmittelbar nach der Urteilsverkündung der orthodoxe Kirchenrat gesprochen. Einen Gnadengesuch haben die Anwälte der drei Musikerinnen allerdings strikt abgelehnt.

Die Putin-Partei "Einiges Russland" begrüßte dagegen die Verurteilung der "Pussy Riot"-Musikerinnen. Andrej Issajew vom Generalrat der Partei bezeichnete das Verdikt als "hart, aber gerecht". Der Duma-Abgeordnete Wladimir Burmatow schrieb auf der offiziellen Partei-Seite sogar: "Das Strafmaß ist zu gering."