Nach den Spielen ist vor den Spielen: Vor wenigen Tagen erst endeten die Olympischen Spiele in London, am Mittwoch nun eröffnet Queen Elizabeth II. die Paralympics. Friedhelm Julius Beucher leitet die deutsche Delegation und fiebert den Spielen entgegen.
Beucher, gelernter Lehrer, ist ein Netzwerker auf dem Berliner Parkett wie kein zweiter. Von 1990 bis 2002 gehörte er dem Deutschen Bundestag an und war viele Jahre Vorsitzender des Sportausschusses. Auch nach seiner Zeit im Parlament hat er seine Kontakte gepflegt - auch zu den Kirchen.
###mehr-personen### 151 Sportler treten dieses Jahr bei den Paralympics für Deutschland an, und Beucher ist sicher, dass sie viele Medaillen gewinnen werden. Besonders wichtig sei, dass auch Bundespräsident Joachim Gauck kommt, sich die Paralympics anschaut und seine Wertschätzung zeigt.
Politisch ist die Inklusion zu einer zentralen Aufgabe geworden. Inklusion werde von seinem Verband überall gefördert, wo diese möglich sei, sagt Beucher. Dabei verweist er auf Rollstuhl-Basketball, bei dem sich Behinderte und Nichtbehinderte in gleichen Gruppen treffen. Zahlreiche Regelsportvereine haben auch längst Behindertengruppen in ihren Reihen und versuchen, diese zu integrieren. Allerdings sei dies bei vielen Sportarten nicht möglich.
Vorbilder, sich nicht aufzugeben
Einer, der schon viele Medaillen geholt hat, ist Beuchers guter Freund Rainer Schmidt, ein evangelischer Pfarrer. Trotz seines Handicaps - keine Arme und ein verkürztes Bein - spielt Schmidt sehr erfolgreich Tischtennis. "Er ist ein Beispiel für einen behinderten Menschen, der sich nie aufgegeben hat und der andere motivieren kann, sich trotz ihrer Behinderung nicht aufzugeben", sagt Beucher.
Beucher würde sich wünschen, dass mehr behinderte Spitzensportler Werbeverträge unterschreiben könnten – als Beispiel und Vorbild für die behinderten Menschen in der Gesellschaft, aber auch als Möglichkeit, Vorurteile abzubauen.
###mehr-info### So wichtig der Spitzensport auch für den Deutschen Behindertensportverband ist, so hat Beucher auch den Breitensport im Blick. Denn der Sport ermögliche es, das Leben behinderter Menschen zu verbessern: "Im Sport erfahren sie, dass sie etwas leisten können", sagt Beucher. So lebe seien sie gesünder.
Längst haben dies auch die Krankenkassen erkannt und unterstützen diese Arbeit auch finanziell. Mut macht Beucher auch, dass viele Menschen nach der Reha-Maßnahme weiter Sport betrieben. Denn der Sport "stabilisiert die körperliche Alltagstauglichkeit behinderter, kranker und alter Menschen“, erklärt Beucher, "und fördert ganz entscheidend die Lebensfreude.“ Außerdem sei Sport "das beste Mittel für die Re-Integration behinderter Menschen in die normalen Lebensabläufe.“ So hält Beucher den Sport auch für eine wichtige Aufgabe in der diakonischen Betreuung behinderter oder alter Menschen.
Neue Zielgruppe: Ältere und Soldaten
Der Deutsche Behindertensportverband braucht sich keine Sorgen um die Mitglieder zu machen, denn die Gesellschaft altert. "Alle stöhnen darüber - wir aber nicht: Je älter die Menschen werden, desto mehr lässt die Bewegungsmöglichkeit nach.“
Hier wolle der Verband neue Angebote schaffen, um auch älteren und alten Menschen Bewegung zu ermöglichen. "Warum nicht auch Angebote für Menschen, die auf einen Rollator angewiesen sind,“ sagt Beucher und verweist auf gute Erfahrungen der Vereine, die bereits Bewegungsübungen für ältere Menschen anbieten: "Das wird ein voller Erfolg, der zu mehr Lebensqualität für ältere und alte Menschen beiträgt.“ Von den 82 Millionen Bundesbürger haben, so Beucher, über 13 Millionen eine "körperliche Einschränkung“ - Tendenz steigend.