Oldenburgische Kirche plant die Zukunft

Oldenburgische Kirche plant die Zukunft
Die Prognosen für die Zukunft der Kirchen in Deutschland sind eindeutig und unumstritten. Bis 2030 werden sich die Mitgliederzahlen und die Einnahmen im besten Fall nur halbieren. Höchste Zeit, sich darauf vorzubereiten. 1100 Delegierte der oldenburgischen Kirche haben sich auf einem Kongress Gedanken über die Zukunft gemacht.
08.07.2012
epd
Jörg Nielsen

Im Mai 2010 entschied das Parlament der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Oldenburg, die Zukunft der Kirche selbst in die Hand zu nehmen und beschloss einen Kongress. Am Wochenende kam er unter dem verheißungsvollen Motto "Ein Land, das ich dir zeigen werde" zusammen.

Das Themenspektrum in den Foren, Workshops und Podien umfasste Gemeinde auf dem Lande, Zukunft der Ortsgemeinde, Ehrenamt, neue Medien im Internet, Erhalt von Kirchengebäuden, Finanzen, Jugend- und Altenarbeit oder Bildungsarbeit.

Deutlich wurde, dass die Gestaltung der Zukunft eine Frage des Generationendialogs wird. Ann-Marlien Basshusen aus Oldenburg fragte: "Warum muss man auf Tradition pochen, wenn dadurch immer mehr Menschen die Kirche verlassen?" Sie habe Gottesdienste oft als sehr langweilig erlebt, sagte die 20-Jährige. "Wir gehen so selten oder gar nicht in die Kirche, weil sie uns nichts bietet."

"Stellen sie ein Video der Predigt ins Internet ein"

Der Mathematiker und Philosoph Gunter Dueck aus Waldhilsbach bei Heidelberg hatte in seinem Vortrag genau davor gewarnt. Seine These: Die Form des Gottesdienstes muss sich wandeln, nicht der Inhalt der christlichen Verkündigung. "Jugendliche in den Gottesdienst zu bekommen ist schwierig. Stellen sie ein Video der Predigt ins Internet ein, werden sich das Tausende Jugendliche ansehen - wenn die Predigt gut ist. Sonst klicken sie einfach weg."

Die Delegierten aus den Gemeinden waren Haupt- und Ehrenamtliche. Doch nicht nur Kirchenvorsteher und Pastoren, auch interessierte Gemeindemitglieder ließen sich nominieren. Die große Beteiligung an wegweisenden kirchlichen Entscheidung nötigte selbst dem Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Nikolaus Schneider, Respekt ab. Er begleitete den Kongress als Referent: "Vergleichbares habe ich noch nicht erlebt. Eine ganze Landeskirche redet vertrauensvoll miteinander."