In Bolivien geht der Konflikt um den Bau einer Schnellstraße durch den Isiboro-Sécure- Nationalpark in der Region Tipnis weiter. Gegner und Befürworter demonstrierten am Mittwoch (Ortszeit) in der Regierungsstadt La Paz. Die Polizei setzte Tränengas gegen Hunderte Ureinwohner ein, die aus Protest gegen die Straße zum Sitz von Parlament und Regierung marschieren wollten, berichtete die Tageszeitung "La Razón".
Die Demonstranten waren nach 61 Tagen Fußmarsch in La Paz eingetroffen. Die Regierung weigerte sich, sie zu empfangen. Die Indianer sehen ihre Lebensgrundlage und die reichhaltige Natur im Nationalpark bedroht. Die Bauarbeiten für die 300 Kilometer lange Straße von Cochabamba nach Beni ruhen seit September. Damals hatte die Regierung des sozialistischen Präsidenten Evo Morales einen Protestmarsch mit Gewalt aufgelöst und eine Welle der Empörung ausgelöst.
In dem Gebiet leben rund 14.000 Ureinwohner
Auf einer Gegendemonstration forderten regierungsnahe Gewerkschafter, Minenarbeiter und Kleinbauern jetzt erneut den Bau der Straße. Sie versprechen sich von dem umstrittenen Projekt eine bessere Anbindung ihrer isoliert liegenden Dörfer sowie Zugang zur Gesundheitsversorgung und mehr Handel. Das Projekt wird von der Regierung unterstützt.
1965 war die Region Tipnis zum Nationalpark und 1990 zum indigenen Territorium erklärt worden. Sie umfasst etwa 12.000 Quadratkilometer. Hier leben rund 14.000 Ureinwohner. Die Pläne für den Bau einer Schnellstraße gibt es schon seit den 80er Jahren.