Hessen-nassauische Kirche will bis 2025 jede vierte Pfarrstelle streichen

Hessen-nassauische Kirche will bis 2025 jede vierte Pfarrstelle streichen
Bis zum Jahr 2025 soll in der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau jede vierte Pfarrstelle gestrichen werden. Das schlägt die Darmstädter Kirchenleitung der Synode vor, die vom 26. bis 28. April in Frankfurt am Main zusammentritt.

Bei Gemeinden und Dekanaten stößt der Plan auf Widerstand.Nach dem Gesetzentwurf, der im November endgültig beschlossen werden soll, will die Kirchenleitung die Zahl der Pfarrstellen ab dem Jahr 2015 von derzeit rund 1.550 um 25 Prozent auf knapp über 1.100 reduzieren. Über die Verteilung dieser Stellen auf die Gemeinden und für verschiedene Aufgaben sollen die Dekanate weitgehend allein entscheiden. Bei der Festlegung, wie viele Pfarrstellen einem Dekanat zustehen, sollen die Zahl der Gemeindemitglieder zu 80 Prozent und die Fläche zu 20 Prozent ausschlaggebend sein.

Vor knapp zehn Jahren hatte die Synode bereits festgelegt, die Zahl der Pfarrstellen ab 2007 jährlich um ein Prozent zu reduzieren. Das war jedoch unterblieben, um im Vorgriff auf eine erwartete Pensionierungswelle von Pfarrern aus den geburtenstarken Jahrgängen 1955 bis 1965 ausreichend theologischen Nachwuchs einzustellen.

Der Stellenabbau soll nun analog zur Pensionierung von jährlich mehr als 100 Pfarrern ab 2020 nachgeholt werden. Derzeit gehen in Hessen und Nassau jährlich um die 30 Pfarrer in den Ruhestand, schon 2017 werden es deutlich mehr sein. Dieses Konzept stößt auf Widerstand in zahlreichen Dekanaten und Gemeinden. "Die Arbeit in den Gemeinden ist systematisch abgewertet worden", kritisiert etwa der Bensheimer Pfarrer Christoph Bergner in einer 42-seitigen Stellungnahme. Bergner verlangt von Synode und Kirchenleitung, das Gemeindepfarramt "wieder attraktiver zu gestalten".

In dem Papier ist auch vom "Führungsversagen der Kirchenverwaltung" und den "zu vernachlässigenden Kosten des Pfarrdiensts" die Rede. Trotz Mitgliederrückgangs stiegen die Kirchensteuereinnahmen weiterhin an, heißt es darin. Der Vorstoß zur neuen Pfarrstellenbemessung sei daher ein "selbstzerstörerischer Akt". Mit der geplanten Reduzierung der Pfarrstellen wolle die Kirchenleitung lediglich verschleiern, dass sie wegen fehlenden Nachwuchses und der bevorstehenden Pensionierungswelle überhaupt nicht mehr in der Lage sei, alle freiwerdenden Pfarrstellen zu besetzen: "Wo es keine Stellen gibt, kann es auch keine Vakanzen geben", sagte Bergner.

Der Personaldezernent der EKHN, Walter Bechinger, wies diese Darstellung gegenüber dem Evangelischen Pressedienst (epd) zurück. Nach der Vorlage sei die Zahl der jährlichen Neueinstellungen bereits auf deutlich über 30 pro Jahr angehoben worden, ab 2018 sollten sogar jährlich bis zu 42 junge Menschen neu ins Pfarramt kommen.