Spott für Schröders Buch: "Danke, emanzipiert bin ich selber!"

dpa/Michael Kappeler
Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU) hat am Dienstag in Berlin ihr neues Buch vorgestellt. Es trägt den Titel "Danke, emanzipiert sind wir selber! Abschied vom Diktat der Rollenbilder".
Spott für Schröders Buch: "Danke, emanzipiert bin ich selber!"
Sie will Frauen nicht in Rollenbilder zwängen - Bundesfamilienministerin Kristina Schröder. Der Feminismus ist offensichtlich nicht ihre Sache. Aber wofür steht sie eigentlich, was will die Ministerin für beruftätige Mütter in Deutschland erreichen? Bei ihrer Buchpräsentation in Berlin gewann Schröder nicht besonders viele Freundinnen.
18.04.2012
epd
Ann Kathrin Sost

Kaum eine Politikerin macht es wohl derzeit Satirikern so leicht: Kritiker werfen Familienministerin Kristina Schröder gern vor, in ihrem Amt zu wenig Stärke zu beweisen. Beim heiß umstrittenen Betreuungsgeld bezieht sie bisher kaum Position, beim Thema Quote verliert sie gegen FDP und Arbeitsministerin Ursula von der Leyen gleichermaßen, die Ausweitung des Elterngelds ist kein Thema mehr. Stattdessen bringt die CDU-Politikerin ein Buch heraus ("Danke, emanzipiert sind wir selber"), das in der Öffentlichkeit sogleich als Anti-Feminismus-Offensive gewertet wird.

So nimmt es nicht wunder, dass die NDR-Satiresendung Extra 3 zur offiziellen Vorstellung ihres Buches in Berlin-Prenzlauer Berg einen Frauenchor aufmarschieren lässt. "Unsere Kinder erziehen wir daheim, vielen Dank", singen die Frauen nach der Melodie des Schlagers "Das bisschen Haushalt": "In eine Kita kommen sie nicht rein, vielen Dank". Stattdessen bald 150 Euro "Herdprämie": "Dafür haben wir Frau Schröder lieb."

Bereits im Vorfeld wurde die 34-Jährige mit viel Häme für ihr Buch bedacht. Ganz grob gesagt geht es darin um den Aufruf Schröders, Frauen nicht in Rollenbilder zu zwängen - weder von Frauenrechtlerinnen noch von konservativer Seite. Insbesondere auf den Feminismus hat Schröder es dabei abgesehen, kapitelweise geht sie gegen den vermeintlichen "feministischen Beißreflex" vor: "Emanzipation predigen, aber Bevormundung ausüben".

"Unreflektierte und dümmliche Auslegung des Feminismus"

Die Literaturwissenschaftlerin Barbara Vinken interpretierte Schröders Buch im Deutschlandradio sarkastisch als Plädoyer für die Abschaffung des Familienministeriums: Schröder sei der Meinung, das mit der Gleichberechtigung regele sowieso der Markt. Die SPD-Vizevorsitzende Dagmar Ziegler verurteilte die "unreflektierte und dümmliche Auslegung des Feminismus". Frauen seien aus Sicht der Ministerin "selbst schuld".

Ja, die Gleichberechtigungsdebatte drehe sich immer nur um "strukturelle Barrieren", erläutert Schröder am Abend. Dabei gehe es doch auch um "Entscheidungen". Freundinnen, muss man wohl korrekt sagen, macht sich Schröder damit im weitgehend von Hauptstadtjournalistinnen und -journalisten sowie feministischen Bloggerinnen gefüllten Kellergewölbe einer umgebauten Backfabrik nicht. Heiterkeit im Saal, als die Ministerin vom "Paternalistischen" im Feminismus spricht. Feministinnen wollten "umerziehen", wie es in ihr Rollenbild passe, erläutert Schröder. Das Publikum reagiert mit bissigen Kommentaren.

Über Feminismus will Schröder an dem Abend lieber weniger reden: Auch die "Strukturkonservativen" urteilten Frauen schnell ab, betont sie. Die Debatte in Deutschland sei "unglaublich verkrampft": "Wie man es macht, macht man's falsch."

Schröder: Familienmodelle sollen nicht vorgeschrieben werden

Kein Zweifel, dass sich Schröder als erste Ministerin, die in ihrer Amtszeit ein Kind bekam und schnell wieder zur Arbeit zurückkehrte, einiges anhören musste. Ihre Schlussfolgerung daraus ist seltsam unpolitisch: Familienmodelle sollen nicht vorgeschrieben werden, schon gar nicht von ihr: "Ich bin nicht die Gouvernante der Nation", sagt Schröder. Ob Politik sich denn nicht verorten müsse, fragt die Moderatorin sachte nach.

Schröder ist klar, dass es für das Ausleben verschiedener Lebensentwürfe Wahlfreiheit braucht. Aber wenn der Kitaausbau scheitert? "Das darf nicht passieren", sagt die CDU-Politikerin. Flexible Arbeitszeiten fördern? "Mir kann keiner erzählen, dass nicht auch Führungspositionen in Teilzeit möglich sind", sagt sie. Wie sie Chefs davon überzeugen will, lässt Schröder offen.

Hinterher ist die Anspannung ihren Zügen anzumerken, als sie aufs Geratewohl für die Fotografen Bücher signiert, für die niemand Schlange steht. Was deutlich wird: Schröder ist eine Ministerin, die vielleicht für etwas steht, aber für nichts richtig eintritt - für die Feministinnen nicht und für die Freunde des "Heimchens am Herd" auch nicht. Am Ende des Abends hat sie sich damit irgendwie ins Abseits manövriert, selbst die Moderatorin bescheinigt ihr zum Abschluss recht maliziös eine Minderheitenmeinung im Saal.

Für wen das "Wir" im Buchtitel stehe, fragt eine Frau im Publikum, ob es nicht heißen müsse: "Danke, emanzipiert bin ich selber!" Da steht Schröders Koautorin Caroline Waldeck auf: "Ich bin auch emanzipiert!" Immerhin, ganz allein ist die Ministerin also noch nicht.