Piusbrüder vor der Rückkehr zur katholischen Kirche

dpa/Michael Kappeler, dpa/Jens Falk
Papst Benedikt der XIV. und der britische Bischof Richard Williamson, der wohl bekannteste Vertreter der Piusbruderschaft.
Piusbrüder vor der Rückkehr zur katholischen Kirche
Die Bruderschaft kehrt laut einem Vatikanexperten in den Schoß der Kirche zurück
Zwischen dem Vatikan und der traditionalistischen Pius-Bruderschaft zeichnet sich angeblich eine Verständigung ab. Der Vatikan bestätigte den Eingang einer Antwort der Priesterbruderschaft S. Pius X. auf die Forderung nach Anerkennung grundlegender Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils. "Die Antwort unterscheidet sich von der vorangegangenen und ist ermutigend", sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwoch.

Die vatikanische Glaubenskongregation hatte der Pius-Bruderschaft Mitte März eine Frist für eine Antwort gesetzt. Diese lief am vergangenen Sonntag ab. Das am Dienstag eingegangene Schreiben enthalte "Forderungen nach Präzisierungen und Ergänzungen", äußerte Lombardi. Nun sei es Aufgabe der zuständigen Glaubenskongregation, die Antwort zu prüfen. "Am Ende wird sich der Papst äußern müssen", fügte der Vatikansprecher hinzu.

Lombardi stellte eine Entscheidung aus dem Vatikan über eine von beiden Seiten angestrebte Wiedereingliederung der Pius-Bruderschaft in die katholische Kirche in wenigen Wochen in Aussicht. Das Antwortschreiben der Bruderschaft sei in jedem Fall ein "Fortschritt". Die innerhalb der Glaubenskongregation für den Dialog mit den Traditionalisten zuständige Kommission "Ecclesia Dei" beschränkte sich darauf, den Eingang des Schreibens zu bestätigen und auf eine Prüfung durch die vatikanischen Behörden sowie eine Papstentscheidung zu verweisen.

In ihrer Antwort erfüllen die Traditionalisten nach Angaben von italienischen Vatikanbeobachtern die Bedingung für eine Wiedereingliederung in die katholische Kirche. Vatikanexperte Andrea Tornielli von der Tageszeitung "La Stampa" berichtet in seinem Blog, der Generalobere der Vereinigung, Bernard Fellay, habe die "lehrmäßige Präambel" unterzeichnet. Dies sei vom Vatikan für ein Ende der Kirchenspaltung zur Bedingung gemacht worden.

Piusbrüder hatten sich 1988 aus Protest abgespalten

Kritik an der sich abzeichnenden Einigung gab es aus den Reihen der Grünen. Er sehe die Annäherung mit großer Sorge, sagte der Grünen-Politiker Volker Beck in Berlin: "Die Pius-Bruderschaft steht für Demokratiefeindlichkeit, Antisemitismus und Homosexuellenhass." Eine Einigung ohne Anerkennung wesentlicher Konzilsbeschlüsse verändere den Charakter der katholischen Kirche. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen-Bundestagsfraktion forderte die katholischen Bischöfe in Deutschland auf, gegen diese Entwicklung zu protestieren.

Die vatikanische Glaubenskongregation hatte Mitte März nach mehreren Gesprächsrunden mit den Vertretern der Traditionalisten eine Frist für die Anerkennung wesentlicher Lehren des Zweiten Vatikanischen Konzils (1962-65) gesetzt. Weder der Vatikan noch die Traditionalisten veröffentlichten bisher die "lehrmäßige Präambel", deren Unterzeichnung die Glaubenskongregation nach den Gesprächen mit der Bruderschaft bereits im vergangenen Herbst gefordert hatte. Darin geht es Tornielli zufolge um Gehorsam gegenüber den Lehrmeinungen des Papstes. Der Vatikan hatte mehrfach betont, dies bedeute kein Verbot einer kontroversen Diskussion über Interpretationen einzelner Konzilslehren bedeute.

Die Pius-Bruderschaft hatte sich 1988 aus Protest gegen die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils von der katholischen Kirche abgespalten, indem sie ohne Billigung des Vatikans eigene Bischöfe weihte. Die Traditionalisten erkennen beispielsweise die Liturgie-Reform und die Öffnung für den Dialog mit anderen Kirchen und Religionen nicht an.