München (epd). Klimaschutz durch niedrigere Standards: Mit einem Leitfaden für mehr Einfachheit auf Berghütten reagieren die Alpenvereine von Deutschland, Österreich und Südtirol auf die Folgen des Klimawandels im Gebirge. Der gesamte Wasserhaushalt im Gebirge sei gefährdet, erklärte Sebastian Magin, Leiter des Geschäftsbereichs „Alpine Raumordnung“ im Deutschen Alpenverein (DAV), im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Deshalb müsse man insgesamt „den Strom- und Wasserverbrauch auf unseren Hütten drastisch reduzieren, Energie anders und umweltfreundlich gewinnen, Wasser sammeln und das wenige Wasser nicht für Duschen oder Klospülung verschwenden“, sagte der Forst- und Geowissenschaftler. Der Mitte November beschlossene „Wegweiser Hütten 2030“ sei für diese Fragen „ein echter Meilenstein“.
Der Leitfaden legt fest, dass im DAV-Wegenetz mit seinen 30.000 Kilometern künftig „wenig begangene und schwer zu erhaltende Wege“ aufgegeben werden könnten. Erweiterungen von Schutzhütten sollen vermieden werden, bei nötigen Sanierungen nur „sortenreine, rückbaubare und recycelbare Baustoffe“ zum Einsatz kommen. Die Energieversorgung der Hütten soll sich „ausschließlich aus regenerativen Quellen“ speisen und die Verpflegung „ausgewogen, emissionsarm und mit regionalen Zutaten“ gestaltet werden.
Größter Beherbergungsbetrieb in Österreich
Die drei beteiligten Alpenvereine betreiben eigenen Angaben zufolge insgesamt 575 bewirtschaftete Hütten, allein 325 gehören den Sektionen des DAV. „Damit sind wir in Österreich nach Bettenzahl der größte Beherbergungsbetrieb“, betonte Magin. Die Gäste nähmen wahr, „was wir tun - da wollen wir Vorbild sein“. Mit Blick auf die Akzeptanz der neuen Leitlinie sei er optimistisch, auch wenn viele mittlerweile Zweibettzimmer, Mehrgänge-Menü und warme Duschen gewohnt seien: „Ich glaube, dass viele Bergsteigerinnen und Bergsteiger auf der Hütte auch mal mit einfacheren Mitteln auskommen. Wer auf Komfort nicht verzichten kann, wird sich andere Möglichkeiten suchen.“
Der Klimawandel und seine Folgen in den besonders sensiblen Gebirgsregionen machten eine Veränderung im Denken schlichtweg nötig. Berge seien keine Freizeitsportanlage, so Magin: „Sie sind groß und mächtig, wir sind im Vergleich klein und müssen uns anpassen - das gebietet die Vernunft.“ Das gelte umso mehr, wo durch die Folgen des Klimawandels alpine Gefahren wie Steinschlag, Bodenerosion und Hitze zunähmen. „Jeder muss künftig noch mehr Eigenverantwortung übernehmen“, betonte der Experte.


