Papst Leos Überraschungen zu Weihnachten

Papst Leos Überraschungen zu Weihnachten
Es war das erste Weihnachten, das Robert Francis Prevost als Papst gefeiert hat. Dabei führte Leo fast vergessene Traditionen wieder ein. In seiner Ansprache ging er auf Kriege und Konflikte ein - und grüßte die Gläubigen in zehn Sprachen.
26.12.2025
epd
Von Almut Siefert (epd)

Rom (epd). Den Gang auf die Loggia des Petersdoms hatte Robert Francis Prevost bislang erst einmal angetreten: Nach seiner Wahl zum Oberhaupt der katholischen Kirche trat er am 8. Mai durch den roten Vorhang, um der Welt den Segen „Urbi et Orbi“ zu spenden. Nun, an seinem ersten Weihnachtsfest als Papst, stand er wieder auf dem Balkon. Für diesen Auftritt hatte der 70-Jährige mehr Zeit und Muße, sich vorzubereiten. Und - wie in den Tagen zuvor - sorgte er für Überraschungen.

In zehn Sprachen grüßte Papst Leo XIV. die rund 26.000 Menschen, die trotz Regens am ersten Weihnachtstag auf den Petersplatz in Rom gekommen waren, um den Segen persönlich entgegenzunehmen. Neben Italienisch, Englisch, Spanisch, Portugiesisch und Französisch - den Sprachen, die dem neuen Papst leicht über die Lippen gehen -, sprach Leo seine Weihnachtsgrüße unter anderem auch auf Deutsch: „Frohe Weihnachten! Der Friede Christi herrsche in euren Herzen und in euren Familien.“

Bereits im Oktober hatten italienische Medien berichtet, Leo sei ein Nutzer der Sprachlern-App „Duolingo“. Seit einigen Wochen soll der Account des Users „Robert“ mit der Kennung @DrPrevost nach längerer Inaktivität wieder benutzt worden sein - gerne auch mal nachts um drei. Der Vatikan bestätigte das zwar nicht, aber der Bruder des Papstes, John Prevost, schätzte die Berichte in einem Interview mit dem Online-Medium National Catholic Reporter als durchaus wahrscheinlich ein.

Rückkehr zu mehrsprachigen Weihnachtsgrüßen

In seiner Weihnachtsbotschaft, die der Papst vor dem Segen sprach, rückte Leo die vielen Kriege und Konflikte auf der Welt in den Fokus. „Bitten wir das Kind von Betlehem um Frieden und Trost für die Opfer aller gegenwärtigen Kriege in der Welt, insbesondere der in Vergessenheit geratenen“, sagte er. Neben bewaffneten Konflikten nahm der Papst auch sozialpolitische Themen in seine Weihnachtsbotschaft auf und wies unter anderem auf die Situation von Arbeitern hin.

Den Segen „Urbi et Orbi“ („der Stadt Rom und dem Erdkreis“), eines der bekanntesten Rituale der katholischen Kirche, sprach der Papst traditionsgemäß auf Latein. Der Segen wird zu Weihnachten und zu Ostern gespendet. Allen, die die Worte des Papstes hören, sei es persönlich in Rom oder über moderne Kommunikationsmittel an jedem anderen Ort auf der Welt, wird nach der Kirchenlehre ein Ablass gewährt.

Mit der Geste, die Menschen zu Weihnachten in mehreren Sprachen zu grüßen, belebte Leo eine Tradition wieder, die in den vergangenen Jahren nicht mehr gepflegt worden war. Papst Paul VI. (1963-1978) hatte den Brauch eingeführt, der auch von Johannes Paul II. (1978-2005) und Benedikt XVI. (2005-2013) weiter getragen wurde. Der am Ostermontag dieses Jahres gestorbene Papst Franziskus aber hatte darauf verzichtet.

Christmette startet wieder später

Auch den päpstlichen Umhang, die edle rote Mozzetta, hatte der gebürtige Argentinier, der Wert auf ein bescheidenes Auftreten gelegt hatte, nicht getragen. Wie auch bei seinem ersten Auftritt als Papst am 8. Mai, hing diese aber nun auch zum weihnachtlichen Segen über den Schultern Leos XIV.

Schon in den Tagen zuvor hatte Robert Francis Prevost dem Weihnachtsfest im Vatikan seinen Stempel aufgedrückt. Die Christmette am Heiligen Abend wurde wieder zeitlich nach hinten verlegt und begann um 22 Uhr. Franziskus hatte diese wegen der Corona-Pandemie im Jahr 2020 auf 19.30 Uhr vorverlegt. Die italienische Regierung hatte von den katholischen Bistümern und Pfarreien verlangt, die Ausgangssperre einzuhalten und die Christmette vorzuverlegen. Auch in den Jahren danach blieb es unter Papst Franziskus im Vatikan bei dem früheren Beginn des Gottesdienstes.

Wie schon zu anderen Gelegenheiten ließ es sich Papst Leo auch am Heiligen Abend nicht nehmen, kurz auf den Petersplatz zu treten, um jene Gläubigen persönlich zu grüßen und zu segnen, die im Petersdom keinen Platz mehr gefunden hatten. „Benvenuti a tutti! Bienvenidos! Welcome!“, rief er den rund 5.000 Menschen zu, die vor dem Dom im römischen Regen standen. „Der Petersdom ist sehr groß, aber leider nicht groß genug, um euch alle zu empfangen“, sagte er auf Englisch. Auf Italienisch fügte er hinzu: „Danke, dass Ihr hier seid, sogar bei diesem Wetter!“

Leo feiert Messe am ersten Weihnachtstag selbst

Eine weitere Neuerung - beziehungsweise Rückkehr - führte Leo für den Vormittag des 25. Dezembers ein, indem er den Festgottesdienst des ersten Weihnachtstages persönlich zelebrierte. Seit 1994 hatte das kein Papst mehr getan, nachdem Johannes Paul II. diese Tradition aus gesundheitlichen Gründen eingestellt hatte. Seitdem wurde die Weihnachtsmesse von einem Kardinal geleitet.

Papst Leo hat diesen Gottesdienst nun wieder in sein liturgisches Weihnachtsprogramm aufgenommen. Und trotzdem blieb ihm noch Zeit, zwischen der Messe im Dom und dem Segen auf der Loggia eine kurze Runde im Papamobil über den Petersplatz zu drehen. Auch diese Überraschung gelang und wurde von den Menschen mit großem Jubel begleitet. Der neue Papst scheint sich in seinem Amt langsam wohlzufühlen.