Berlin (epd). Bis 2035 wird jeder vierte Mensch in Deutschland mindestens 67 Jahre alt sein. „Die Generation der Babyboomer befindet sich mitten im Übergang von Erwerbsleben in den Ruhestand. Auf sie folgen deutlich kleinere Jahrgänge“, sagte der Leiter der Bevölkerungsabteilung im Statistischen Bundesamt, Karsten Lummer, am Donnerstag bei der Vorstellung der 16. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung in Berlin. Aktuell gehört dem Bericht zufolge erst jede fünfte Person der Altersgruppe ab 67 Jahren an.
„Man sieht anhand der Daten, der Druck auf die Sozialsysteme steigt“, sagte Lummer. Kommen derzeit auf 100 Personen im Erwerbsalter 33 Rentnerinnen und Rentner, könnte dieses Verhältnis laut den Berechnungen bis 2070 im ungünstigsten Fall auf 61 steigen. „Dann kämen auf eine Leistungsempfängerin oder einen Leistungsempfänger weniger als zwei Einzahlende“, erklärte er.
#Auch die Zuwanderung kann die Lücke nicht schließen
Gründe für die alternde Bevölkerung sind neben der steigenden Lebenserwartung auch die sinkende Geburtenrate. Den Berechnungen zufolge erlebte Deutschland zwischen 2016 und 2021 eine Phase mit relativ hoher Geburtenhäufigkeit von 1,6 Kindern je Frau. Ab 2022 sank die Geburtenziffer jedoch deutlich und lag 2024 nur noch bei 1,35 Kindern je Frau. Als Gründe für den Geburtenrückgang führte Referentin Olga Pötzsch unter anderem „eine allgemeine Verunsicherung durch Inflation und Rezession, Knappheit an bezahlbarem Wohnraum und die politische Unsicherheit“ an.
Auch der verjüngende Effekt der Zuwanderung schwächt sich Lummer zufolge weiter ab, weil die Zahlen abnehmen. Zudem kann die wachsende Lücke zwischen Erwerbstätigen und Rentnerinnen sowie Rentnern den Prognosen des Bundesamts zufolge auch durch Einwanderung nicht geschlossen werden. Selbst bei hoher Zuwanderung und moderater Geburtenentwicklung wird die Zahl der Menschen im Erwerbsalter von heute 51,2 Millionen auf 45,3 Millionen im Jahr 2070 sinken - bei niedriger Zuwanderung sogar auf nur 37,1 Millionen.
Regionale Unterschiede
Regional zeigen sich den Prognosen zufolge deutliche Unterschiede: Während die westdeutschen Flächenländer bestenfalls stabil bleiben, wird die Bevölkerung in den ostdeutschen Flächenländern bis 2070 um 14 bis 30 Prozent schrumpfen. Nur die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen könnten bei hoher oder mittlerer Zuwanderung noch wachsen. Die Alterung verläuft ebenfalls unterschiedlich: In Ostdeutschland liegt der Anteil der über 67-Jährigen bereits bei 24 Prozent, in Westdeutschland bei 20 Prozent und in den Stadtstaaten bei 17 Prozent.
2070 werden laut den Berechnungen des Statistischen Bundesamts in Deutschland aller Voraussicht nach weniger Menschen leben als heute. Insgesamt ergibt sich demnach für das Jahr eine Spannweite in der Bevölkerungszahl von 63,9 bis 86,5 Millionen Menschen. Bei moderater Entwicklung von Geburtenrate, Lebenserwartung und Einwanderung liegt die Prognose bei 74,7 Millionen Menschen. Nur bei zwei von 27 Berechnungsvarianten mit sehr hoher Zuwanderung und stark steigender Geburtenrate würde die Bevölkerung demnach leicht wachsen. Zum Jahresende 2024 lebten rund 83,6 Millionen Menschen in Deutschland.



