250 Organisationen fordern Evakuierung gefährdeter Afghanen

250 Organisationen fordern Evakuierung gefährdeter Afghanen
Nichtregierungsorganisationen appellieren an die Bundesregierung, die Zitterpartie der in Pakistan wartenden Menschen aus Afghanistan zu beenden und sie einreisen zu lassen. Deutschland trage Verantwortung für sie, heißt es in einem offenen Brief.

Berlin (epd). In einem offenen Brief an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) und Außenminister Johann Wadephul (CDU) fordern rund 250 Organisationen die rasche Evakuierung von Afghanen aus Pakistan, die eine Aufnahmezusage aus Deutschland haben. Sie müssten in den nächsten Wochen einreisen, um sie vor Abschiebung nach Afghanistan und Verfolgung durch die Taliban zu bewahren, heißt es in dem am Dienstag veröffentlichten Schreiben. Deutschland trage Verantwortung für diese Menschen.

Initiiert wurde der Brief den Angaben zufolge von den Organisationen Pro Asyl, Terre des Hommes und Kabul Luftbrücke anlässlich des Tags der Menschenrechte (10. Dezember). Zu den Unterzeichnern gehören unter anderem Amnesty International Deutschland, „Brot für die Welt“ und zahlreiche Landesflüchtlingsräte. Auch evangelische Kirchengemeinden, der Deutsche Kulturrat, der Deutsche Frauenrat, „Save the children“ und „Reporter ohne Grenzen“ gehören zu den Unterstützern.

Ausreise bis Jahresende notwendig

Der Brief fordert eine sofortige Ausreise der Betroffenen vor Jahresende. Die pakistanische Regierung hatte zugesagt, Afghaninnen und Afghanen mit Aufnahmeversprechen aus Deutschland bis dahin nicht abzuschieben. Allerdings ist fraglich, ob allen Betroffenen bis dahin die Einreise ermöglicht wird.

Bisherige Einreisen verliefen zögerlich, weil Innenminister Dobrindt alle Verfahren noch einmal auf den Prüfstand stellen ließ. Zudem will er nur diejenigen einreisen lassen, deren Aufnahmezusage als rechtsverbindlich angesehen wird. Bei einem Teil der noch bis zu 1.800 Betroffenen, nämlich rund 700, stellt das Innenministerium dies infrage.

Bei den Aufnahmen geht es um Menschen, die als lokale Mitarbeiter für die Bundeswehr oder andere deutsche Institutionen gearbeitet haben. Aufnahmezusagen gab es auch für Menschen, die sich für den Aufbau eines demokratischen Staats eingesetzt hatten, etwa als Anwälte, Journalistinnen oder Kulturschaffende.