Berlin (epd). Deutschland ist ein reiches Land, doch ein Teil der Bevölkerung muss bei alltäglichen Dingen sparen. Die zeitweise hohe Inflation der vergangenen Jahre habe Haushalte mit geringem Einkommen „überproportional belastet“ und ihr Konsumverhalten verändert, heißt es im neuen Armuts- und Reichtumsbericht, der am Mittwoch vom Bundeskabinett verabschiedet wurde. Betroffene berichteten demnach etwa, dass sie aus finanziellen Gründen die Wohnung nicht ausreichend heizten oder auf größere Anschaffungen verzichteten.
Für den nunmehr siebten Armuts- und Reichtumsbericht sollte die Perspektive armer Menschen stärker einbezogen werden. Dies geschah unter anderem mit Online-Befragungen und Diskussionsrunden. Demnach wird Armut von den Teilnehmerinnen und Teilnehmern „weit überwiegend als ein über rein materielle Aspekte hinausgehender sozialer Ausschluss erlebt“. Die öffentliche Debatte über Armut bewerteten sie überwiegend als respektlos oder abwertend.
Wohnkosten überlasten knapp jeden achten Haushalt
Der Bericht bestätigt außerdem, dass Vermögen in Deutschland „insgesamt sehr ungleich verteilt ist“. Die zehn Prozent der vermögendsten Haushalte besitzen demnach 54 Prozent des gesamten Nettovermögens, auf die untere Hälfte der Haushalte entfallen hingegen nur drei Prozent. Das durchschnittliche Nettovermögen von Haushalten in Westdeutschland ist gut doppelt so hoch wie das im Osten.
Als großes Problem für viele Menschen identifiziert der Bericht die Wohnkosten. Im Beteiligungsprozess armer Menschen wurden „dringende Aufgaben für politisch Verantwortliche“ abgefragt - dabei wurde das Anliegen, „angemessene Wohnräume günstiger zu machen“, besonders oft genannt. Der Statistik zufolge stieg die Belastung durch Wohnkosten in den vergangenen Jahren. Knapp jeder achte Haushalt gilt inzwischen als „überlastet“, weil mehr als 40 Prozent des Einkommens für Wohnkosten ausgegeben werden müssen.
Der Armuts- und Reichtumsbericht wird üblicherweise in jeder Legislaturperiode einmal vorgelegt. Wegen der vorgezogenen Bundestagswahl kam es unter der Ampel-Koalition nicht mehr dazu. Die Vorarbeiten für den nun verabschiedeten Bericht wurden aber größtenteils in der vorherigen Wahlperiode geleistet.



