Berlin (epd). Die Deutsche Aidshilfe warnt angesichts steigender HIV-Infektionszahlen davor, an erprobten Gegenmaßnahmen zu sparen. Der Anstieg sei kein Zufall, erklärte Sylvia Urban vom Vorstand der Aidshilfe am Donnerstag in Berlin. „Wo in Prävention und Drogenhilfe gekürzt wird, sind steigende Infektionszahlen die logische Folge.“ Insbesondere Länder und Kommunen müssten mehr tun statt weniger, wie es aber gerade vielerorts geschehe.
Die Aidshilfe bezog sich auf Zahlen, die das Robert Koch-Institut (RKI) am Donnerstag veröffentlicht hatte. Demnach gab es im vergangenen Jahr mit geschätzt 2.300 HIV-Neuinfektionen rund 200 mehr als im Jahr davor. Mehr als die Hälfte davon (1.300 Fälle, plus 100) betraf homo- und bisexuelle Männer. Auf heterosexuellem Weg haben sich laut RKI im vergangenen Jahr rund 590 Personen angesteckt, hinzu kamen etwa 400 Neuinfektionen bei Drogenabhängigen. In allen Gruppen entspreche das einem Anstieg, hieß es. Von knapp 100.000 HIV-positiven Menschen in Deutschland wüssten mehr als 8.000 nichts von ihrer Infektion.
Rücknahme von Kürzungen empfohlen
Die Aidshilfe empfahl die Rücknahme von finanziellen Kürzungen und verstärkte Vorbeugungs- und Testangebote. Dazu zählten eine medikamentöse Prophylaxe (HIV-PrEP), ausreichend saubere Spritzen für die Drogenhilfe, mehr leicht zugängliche Testangebote und Zugang zu Therapie für alle HIV-positiven Menschen. Letzteres sei für Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung derzeit nicht gewährleistet. „Dann können die Zahlen auch bald wieder sinken“, sagte Aidshilfe-Vorstand Urban.



