Böckler-Stiftung: Ungleichheit gefährdet Demokratie

Böckler-Stiftung: Ungleichheit gefährdet Demokratie
Soziale Ungleichheit könne zu wachsender Polarisierung führen, warnt die gewerkschaftsnahe Böckler-Stiftung in ihrem Verteilungsbericht. Das gefährde Vertrauen in Demokratie und politische Teilhabe.

Düsseldorf (epd). Aus Sicht der Hans-Böckler-Stiftung wachsen Einkommensungleichheit und Unsicherheit in Deutschland. 2022 hätten laut den aktuellsten verfügbaren Daten 17,7 Prozent der Haushalte in Armut gelebt, gegenüber 14,4 Prozent 2010, geht aus dem am Donnerstag in Düsseldorf vorgestellten Verteilungsbericht der gewerkschaftsnahen Stiftung hervor. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der Böckler-Stiftung hat unter anderem Einkommensdaten aus dem Sozio-oekonomischen Panel analysiert.

Als arm gelten Haushalte mit weniger als 60 Prozent des durchschnittlichen jährlichen Netto-Einkommens von derzeit knapp 26.000 Euro pro Person. Die Armutsgrenze liege damit bei einem jährlichen Nettoeinkommen von 15.439 Euro für Alleinlebende. Als einkommensreich gelten Haushalte ab einem doppelten durchschnittlichen Netto-Einkommen und damit ab 52.000 Euro pro Person und Jahr. Deren Quote sei weitgehend stabil geblieben mit 7,2 Prozent 2022 gegenüber 7,6 Prozent 2010.

Menschen in Armut wählen häufig extreme Parteien

Als Folge dieser Ungleichheit warnt der Bericht vor einer wachsenden Polarisierung. Das Vertrauen in staatliche und demokratische Institutionen falle umso geringer aus, je niedriger das Einkommen sei. So habe knapp ein Drittel der Erwerbspersonen unterhalb der Armutsgrenze nur wenig Vertrauen in Polizei und Justiz, hieß es. Zudem gäben Menschen, die in Armut leben, bei Wahlen, überdurchschnittlich oft der AfD oder den Linken ihre Stimme.

„Steigt die Ungleichheit der Einkommen, steigt gleichzeitig auch die Ungleichverteilung der Teilhabemöglichkeiten“, heißt es in dem Bericht. Die Konzentration der Einkommen habe eine große gesellschaftspolitische Bedeutung. Fehlender Wohlstand und Verunsicherung könnten dazu führen, dass immer mehr Menschen auf eine Teilhabe am politischen System verzichteten. Vor diesem Hintergrund mahnt der Bericht eine bessere Eingliederung der Menschen in den Arbeitsmarkt sowie eine „verlässliche“ soziale Sicherung an.