Kabinett beschließt neue Gedenkstättenkonzeption

Kabinett beschließt neue Gedenkstättenkonzeption
Gedenkstätten drohen zu verfallen und immer weniger Zeitzeugen können Geschichte vermitteln: Der Bund erneuert seine Gedenkstättenkonzeption, um auf die Herausforderungen zu reagieren.

Berlin (epd). Das Bundeskabinett hat eine neue Konzeption zur Förderung von Gedenkstätten beschlossen, die die Erinnerung an das staatliche Unrecht im Nationalsozialismus und in der DDR wach halten. Das Konzept definiert neue Schwerpunkte, wie der zuständige Kulturstaatsminister Wolfram Weimer (parteilos) am Mittwoch mitteilte. Dazu gehören der dringender gewordene bauliche Erhalt der historischen Orte und neue Formen der Geschichtsvermittlung vor dem Hintergrund, dass nicht mehr viele Zeitzeugen leben und die Gesellschaft durch Migration vielfältiger geworden ist. Darum soll auf neue Formate der Vermittlung gesetzt werden.

Der Bund erneuert mit der Konzeption sein Bekenntnis zu einer Mitverantwortung für die Gedenkstätten, deren Träger in der Regel die Länder sind. Die Unterstützung bleibe „eine zentrale Aufgabe der Bundesregierung“, sagte Weimer. Die Kriterien der Förderung werden mit der neuen Konzeption nicht verändert.

Bund setzt auf mehr digitale Formate zur Vermittlung der Geschichte

Das rund 50-seitige Konzept betont die Bedeutung der Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten und das Unrecht in der SED-Dikatur. „Indem sie das Gedächtnis an Unrecht und Verfolgung lebendig erhalten, erhöhen sie die Resilienz der Gesellschaft gegen antidemokratische und totalitäre Tendenzen“, heißt es darin.

Eine Gedenkstättenkonzeption gibt es seit 1999. Sie wurde zuletzt 2008 novelliert. Zu den neuen Schwerpunkten der Förderung gehören auch die digitale Sicherung historischer Dokumente sowie die Entwicklung digitaler Formate bei der Vermittlung der Geschichte, etwa durch Künstliche Intelligenz und Virtual Reality.

Die Konzeption beschränkt sich weiter auf die Förderung von Gedenkstätten, die an das Leid in den beiden deutschen Diktaturen erinnern. In der vergangenen Wahlperiode machte Weimers Vorgängerin Claudia Roth (Grüne) den Vorstoß, auch die deutsche Kolonialgeschichte und Rechtsterrorismus in der Bundesrepublik in die Konzeption einzubeziehen, was auf heftige Kritik gestoßen war.