Dresden (epd). Die evangelische Betroffenensprecherin Nancy Janz hat eine mangelnde Teilhabe an der Entscheidungsmacht in der Kirche beklagt. „Unsere 'Macht' hängt davon ab, wer gerade zuhört, wer uns ernst nimmt, wer in den entscheidenden Momenten Verantwortung übernimmt“, sagte sie am Dienstag in Dresden vor den Delegierten des evangelischen Kirchenparlaments. Das sei ein Problem, denn darin werde sichtbar, dass es an der Haltung der Kirche im konsequenten Umgang mit der Aufarbeitung sexualisierter Gewalt „hake“.
Janz sprach als Sprecherin der Betroffenen im Beteiligungsforum Sexualisierte Gewalt in der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Diakonie. In dem Gremium sitzen Betroffenenvertreter und Kirchenvertreter, es ist zentral für Fragen der Aufarbeitung. Jährlich berichtet das Beteiligungsforum der EKD-Synode über seine Arbeit.
Die Macht des Beteiligungsforums reiche nur so weit, wie Institutionen bereit seien, sie zuzulassen, sagte Janz. Sie beklagte zudem, dass vielen Betroffenen beim Warten auf Veränderungen die Zeit ausgehe. „Während wir ringen, verhandeln, werden die Menschen, um die es geht, älter“, sagte sie. Zeit vergehe hier nicht nur, sondern zerstöre.
Wüst: Über den „föderalen Schatten“ springen
Zuvor sprach die kirchliche Sprecherin, die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst. Sie verwies auf die im März beschlossene Anerkennungsrichtlinie, die Ausgleichszahlungen für Betroffene für den gesamten Bereich der Evangelischen Kirche in Deutschland zentral regeln soll. Die Richtlinie soll am 1. Januar 2026 in Kraft treten. Derzeit arbeite man an Materialien für alle Kommissionen.
Wüst appellierte an die 20 Gliedkirchen der EKD, über ihren „föderalen Schatten“ zu springen und die Richtlinie zu übernehmen. „Es gibt Momente, in denen ich zutiefst dankbar bin, dass wir so weit sind, wie wir sind. Und es gibt Momente, in denen ich daran verzweifeln könnte, dass wir noch nicht weiter sind“, schloss sie ihren Bericht an die EKD-Synode.




