Reformierter Bund kritisiert EKD-Friedensdenkschrift

Reformierter Bund kritisiert EKD-Friedensdenkschrift
Die evangelische Kirche hat eine Friedensdenkschrift vorgelegt, in der sich die reale Bedrohung spiegeln soll. Die geänderte Position zu Atomwaffen wird vom Sprecher des Reformierten Bundes kritisch gesehen.

Bielefeld (epd). Der Moderator des Reformierten Bundes in Deutschland, Bernd Becker, hat die aktualisierte Bewertung von Massenvernichtungswaffen in der Friedensdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) kritisiert. „Jedem Versuch, biblische Friedensgebote zu relativieren oder nukleare Abschreckung theologisch oder ethisch zu legitimieren, ist entschieden zu widersprechen“, sagte der Theologe dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bielefeld. Der Moderator bündelt die Interessen der reformierten Kirchen in Deutschland.

„Christliches Zeugnis drängt zum Eintreten für Ächtung von Atomwaffen“

Das christliche Zeugnis dränge vielmehr darauf, „im Vertrauen auf Gottes Frieden für die internationale Ächtung und vollständige Abrüstung von Atomwaffen einzutreten und Initiativen zu unterstützen, die einer friedlichen und gerechten Weltordnung ohne nukleare Bedrohung dienen“, erklärte Becker, der auch Vorstand des Evangelischen Presseverbandes für Westfalen und Lippe ist.

Das am Montag auf der EKD-Synode in Dresden präsentierte Grundsatzpapier mit dem Titel „Die Welt in Unordnung“ ächtet Atomwaffen wie bereits das Vorgängerpapier von 2007 weiterhin als friedensethisch nicht zu rechtfertigen. Zugleich erkennt es an, dass die Drohung mit Atomwaffen einer wirkungsvollen Verteidigung dienen könne. „Auch die nukleare Teilhabe oder der Besitz von Nuklearwaffen kann eine ethisch begründbare Entscheidung sein“, heißt es in der Denkschrift.

„Drohung mit solchen Waffen widersprechen Geist des gerechten Friedens“

„Der Besitz und die Drohung mit solchen Waffen widersprechen dem Geist des gerechten Friedens, wie er in der Botschaft Jesu Christi verankert ist“, erklärte der Theologe. Über die notwendige Würdigung solcher realpolitischen Erwägungen hinaus gebe es die bleibende Mahnung, am durch Gottes Gebot begründeten radikalen „Nein ohne jedes Ja“ zu Massenvernichtungsmitteln festzuhalten, unterstrich er. So sei es auch in der Reformierten Friedenserklärung von 1982 formuliert.

Becker ist seit 2022 ehrenamtlicher Leiter des Reformierten Bundes. Zum Reformierten Bund gehören eigenen Angaben zufolge rund 1,5 Millionen evangelisch-reformierte Christen in ganz Deutschland. Der 1968 in Siegen geborene evangelische Theologe Becker ist Herausgeber der evangelischen Wochenzeitung „Unsere Kirche“ (UK).