Altbundespräsident warnt vor importiertem und linkem Antisemitismus

Altbundespräsident warnt vor importiertem und linkem Antisemitismus
Der frühere Bundespräsident Joachim Gauck fordert, dass Antisemitismus aus dem arabischen Raum und von links stärker in den Blick genommen wird. Er wünscht sich mehr "Wachheit".

Berlin (epd). Altbundespräsident Joachim Gauck fordert mehr Beschäftigung mit importiertem und von der politisch linken Seite ausgehendem Antisemitismus. „Wir haben seit Jahrzehnten eingeübte Abwehrreflexe gegenüber Rechts - das ist gut“, sagte Gauck dem „Tagesspiegel“ (Samstag). „Was lange vernachlässigt wurde, ist die Beschäftigung mit Antisemitismus etwa aus dem arabischen Raum, wo es völlig normal sein kann, mit antisemitischen Vorstellungen aufzuwachsen.“

Manche hätten auch Probleme, über linken Antisemitismus in Deutschland zu sprechen. „Egal wo Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit herrühren: Wir brauchen mehr Entschlossenheit beim Schutz der Menschenwürde“, forderte Gauck.

Dummheit und Niedertracht sind nicht verboten

Angesichts der steigenden Zahl antisemitischer Vorfälle forderte Gauck mehr „Wachheit“. Das Grundgesetz verbiete „weder Dummheit noch Niedertracht“. „Wir müssen uns mit denen auseinandersetzen, die Hass zu einem Teil ihres Lebens gemacht haben“, sagte der frühere evangelische Pfarrer. Das gelte für alle Bürger, nicht nur für Institutionen: „Wir sind ein Bürgerstaat, nicht nur ein Institutionenstaat.“