Nairobi, Daressalam (epd). In Tansania hat es am Tag nach der Präsidentschaftswahl weitere Proteste gegeben. Besonders in der Küstenmetropole Daressalam kam es laut dem britischen Sender BBC auch am Donnerstag zu Auseinandersetzungen zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Es seien auch Schüsse zu hören gewesen. Schulen blieben geschlossen. Der US-Botschaft zufolge waren Straßen im ganzen Land blockiert, auch die Zufahrten zum Flughafen von Daressalam. Das Internet sei seit Mittwoch weitgehend unterbrochen.
Unter Ausschluss von Teilen der Opposition wurden in dem ostafrikanischen Land am Mittwoch ein neues Staatsoberhaupt und Parlament gewählt. Dabei gab es bei Protesten laut Amnesty International mehrere Todesopfer. Die Regierung verhängte nach Schließung der Wahlbüros eine allgemeine Ausgangssperre und rief Beamte dazu auf, von zu Hause zu arbeiten. Lokale Medien konnten nach Berichten des TV-Senders Mwanzo aufgrund von Internetsperren und Zensur kaum ihrer Arbeit nachgehen.
Die Proteste entzündeten sich vor allem am Ausschluss der zwei aussichtsreichsten Oppositionskandidaten von der Abstimmung: Der Vorsitzende der Partei Chadema, Tundu Lissu ist im Gefängnis und wegen Hochverrats angeklagt, und auch Luhaga Mpina von ACT-Wazalendo durfte nicht antreten. Chancen auf einen Sieg werden nur der amtierenden Präsidentin Samia Suluhu Hassan ausgerechnet, die in ersten Hochrechnungen der Wahlkommission vorne liegt. Das EU-Parlament bezeichnete die Wahl am Donnerstag als "weder frei noch fair”.
Insgesamt traten 17 Kandidatinnen und Kandidaten für das Präsidentenamt an. 37,6 Millionen Stimmberechtigte waren zur Wahl registriert. Suluhus Partei CCM regiert das ostafrikanische Land seit der Unabhängigkeit 1961. Die Menschenrechtsorganisation Amnesty International hatte vor den Wahlen eine gravierende Menschenrechtskrise beklagt und schwere Vorwürfe gegen die Regierung erhoben. Samia Suluhu Hassan wurde nach dem Tod ihres Vorgängers John Magufuli Anfang 2021 die erste Frau an der Spitze des Landes.



