Zweifel an Urteil: Gericht stoppt Hinrichtung in Texas

Zweifel an Urteil: Gericht stoppt Hinrichtung in Texas

Washington (epd). Ein Berufungsgericht im US-Bundesstaat Texas hat die für kommende Woche geplante Hinrichtung des wegen Kindesmordes verurteilten Häftlings Robert Roberson gestoppt. Das Gericht ordnete am Donnertag an, das von Menschenrechtlern scharf kritisierte Todesurteil gegen den 58-Jährigen zu prüfen. Darauf habe der Verurteilte nach einem texanischen Gesetz von 2013 ein Anrecht. Laut dem Gesetz können Urteile angefochten werden, wenn neue wissenschaftliche Erkenntnisse die bei der Urteilsfindung zitierten Erkenntnisse in Frage stellen. Nun muss sich ein untergeordnetes Gericht mit dem Fall beschäftigen.

Nach Ansicht seiner Unterstützer ist Roberson ein unschuldiger Mann, der für ein Verbrechen zum Tod verurteilt wurde, das nicht stattgefunden hat. Roberson wurde 2003 als Mörder seiner zweijährigen Tochter Nikki Curtis verurteilt. Das Gericht war damals zum Schluss gekommen, dass das Mädchen an einem Schütteltrauma starb, bei dem durch gewaltsames Schütteln eine zum Tod führende Hirnverletzung entstanden sei. Wie die Zeitung „Texas Tribune“ berichtete, haben Robersons Berufungsverteidiger inzwischen Expertenaussagen vorgelegt, wonach Nikki eines natürlichen Todes und auf Grund von unfallbedingten Ursachen starb.

Als Hinweis auf Robersons Schuld wurde beim Prozess dessen scheinbare Emotionslosigkeit gewertet. Robersons aktuelle Verteidiger argumentieren, dass die Autismus-Spektrum-Störung des Angeklagten damals nicht bekannt gewesen sei. Nach Darstellung der Direktorin des Autismusverbandes von Texas, Jacquie Benestante, hat Robeson sich nach Nikkis Tod nicht so verhalten, wie man es von einem trauernden Vater erwarte. Das sei aber „nicht das Zeichen von Schuld gewesen, sondern von Autismus“.

Das Urteil steht nur nur bei Menschenrechtlern in der Kritik. Laut der Direktorin der „Texas-Koalition zur Abschaffungder Todesstrafe“, Kristin Houlé Cuellar, halten Politiker, Wissenschaftler und selbst der ehemalige Chefermittler des Falles, Brian Wharton, die Gerichtsentscheidung für einen Fehler.

Chefermittler Wharton erklärte bei einer kürzlichen Veranstaltung in Texas, es sei „keine Schande, vergangene Fehler zuzugeben“. Sonst mache man sich mitschuldig. Der republikanische Abgeordnete Brian Harrison sagte, er sei für ein neues Verfahren, gerade weil er die Todesstrafe befürworte. Todesstrafenbefürworter müssten besonders wachsam sein, dass potenziell Unschuldige nicht hingerichtet werden.