Nicaragua: UN-Experten fordern Aufklärung über Verschwundene

Nicaragua: UN-Experten fordern Aufklärung über Verschwundene

Mexiko-Stadt, Managua (epd). Eine UN-Expertengruppe hat die Regierung von Nicaragua aufgefordert, das Schicksal und den Verbleib von mehr als 120 gewaltsam verschwundenen Personen aufzuklären. Die Vertreter der Vereinten Nationen warnten in ihrer Mitteilung vom Freitag (Ortszeit) zudem davor, dass Menschenrechtsverteidiger in dem zentralamerikanischen Land „einem hohen Risiko des gewaltsamen Verschwindens“ ausgesetzt seien, einschließlich der im Zusammenhang mit den regierungskritischen Protesten von 2018 festgenommenen Personen.

In der in Genf veröffentlichten Erklärung präzisiert die UN-Arbeitsgruppe für erzwungenes oder unfreiwilliges Verschwinden, dass insbesondere indigene Anführer, die ihr Territorium verteidigen, sowie Menschen von oppositionellen politischen Parteien seit ihrer Verhaftung als verschwunden gelten. Die tatsächliche Zahl der Verschwundenen könnte höher liegen, da sich viele Familien aus Angst vor Repressalien scheuten, Anzeige zu erstatten, so die Experten.

Das UN-Expertengremium forderte die nicaraguanische Regierung von Daniel Ortega und Rosario Murillo auf, willkürliche Verhaftungen und gewaltsames Verschwindenlassen zu beenden. „Das Leiden der Inhaftierten und ihrer Familien muss ein Ende haben“, so die Experten, die der nicaraguanischen Regierung weiterhin ihre Zusammenarbeit anboten.

Mitte September informierte die Arbeitsgruppe über das Verschwindenlassen von Personen den UN-Menschenrechtsrat darüber, dass die nicaraguanische Regierung Anfragen zu Haftbedingungen nicht beantwortet habe. In zwei Fällen gab die Regierung erst zu, dass sie diese Personen in Gewahrsam genommen hatte, als diese im Gefängnis starben, worauf sie den Angehörigen deren Leichnam übergab.