Preisträgerin: Leben von Umweltschützern in Kolumbien wertlos

Preisträgerin: Leben von Umweltschützern in Kolumbien wertlos
19.09.2025
epd
epd-Gespräch: Malte Seiwerth

Frankfurt a.M. (epd). Morde an Umweltschützern und anderen Engagierten sind in Kolumbien laut der Aktivistin Jani Silva zur Normalität geworden. „Die Justiz geht den Ermordungen zu wenig nach“, sagte die 62-jährige Kolumbianerin dem Evangelischen Pressedienst (epd). Selten würden die Mörder zur Rechenschaft gezogen, fast nie die Auftraggeber. Das Leben von Umweltschützern sei in dem südamerikanischen Land wertlos.

Silva, die selbst mehrmals Morddrohungen erhalten hat, wurde diese Woche für ihren langjährigen Kampf mit dem Hessischen Friedenspreis ausgezeichnet. „Ich bin dankbar für die Auszeichnung“, sagte die Umweltschützerin und Menschenrechtlerin aus dem Amazonasgebiet im Südwesten Kolumbiens. „Sie bestärkt mich in der Überzeugung, das Richtige zu machen.“

Silva geht damit ein hohes Risiko ein. Laut der Organisation Global Witness wurden 2024 mindestens 48 Umweltschützerinnen und Umweltschützer in Kolumbien ermordet, mehr als in allen anderen Ländern weltweit. Aktivistinnen und Aktivisten bräuchten Schutz und Unterstützung in ihrer Arbeit, forderte Silva. Sie setzt sich seit mehr als 25 Jahren für kleinbäuerliche Strukturen, Naturschutz und gegen den Anbau von Koka-Pflanzen ein, aus denen Kokain hergestellt wird.

Derzeit eskaliert in Kolumbien der Konflikt zwischen bewaffneten Gruppen, die sich größtenteils durch den Verkauf von Kokain in den globalen Norden finanzieren. Mehr als 90.000 Menschen mussten allein im Laufe dieses Jahres laut der Ombudsstelle vor der Gewalt aus ihren Dörfern fliehen. „Die Drogenbanden breiten sich ohne Respekt vor den lokalen Gemeinschaften aus“, sagt Silva. Seit den 1960er Jahren herrscht in Kolumbien ein blutiger Konflikt zwischen dem Staat, Guerillagruppen und paramilitärischen Milizen. Der Drogenhandel als Finanzierungsquelle hat immer mehr zugenommen.

Silvas Einschätzung nach sollte Kokain legalisiert werden. „Nur wenn der Preis für Kokain und Kokablätter sinkt, werden die Bauern andere Pflanzen anbauen“, sagte die Aktivistin, die selbst Bauern begleitet hat, die ihre Produktion umstellen wollen. Sie glaubt, die aktuelle Regierung von Gustavo Petro unterstütze die Bauern in ihren Anstrengungen zu wenig. „Der Staat hat sein Versprechen nicht erfüllt, den Umstieg auf den Anbau anderer Pflanzen finanziell zu fördern.“