Berlin (epd). Der Präsident des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, hat an Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) appelliert, bei der Unterstützung Israels auch im Gaza-Krieg nicht nachzulassen. Beim Neujahrsempfang des Dachverbands am Mittwoch sagte Schuster an Merz gerichtet, er solle sich vom Weg der Freundschaft mit dem Staat Israel nicht abbringen lassen, „weder von anderen europäischen Ländern noch von einzelnen Parlamentariern in unserem Bundestag“. „Deutschland muss klar an der Seite Israels stehen“, sagte Schuster. Der Druck müsse auf die Hamas gerichtet werden.
Ohne konkret darauf zu verweisen, nahm Schuster Bezug auf die innerdeutschen und innereuropäischen Diskussionen über den Umgang mit Israel angesichts des Kriegs in Gaza. Schuster sagte, noch immer befänden sich jüdische, israelische, deutsche Geiseln in den Händen von Terroristen, wobei er das Wort „deutsche“ besonders hervorhob. Man werde nicht müde, ihre sofortige und bedingungslose Freilassung zu fordern. „Auch Deutschland darf in dieser Frage nicht schwanken“, sagte er unter dem Applaus vieler Gäste.
In den vergangenen Monaten habe er immer wieder gehört, „dass Freunde zueinander ehrlich sein müssten“, sagte Schuster vor dem Hintergrund entsprechender Äußerungen von Merz, mit denen dieser das Vorgehen des israelischen Militärs in Gaza kritisiert hatte. Man dürfe aber „vor lauter Ehrlichkeit“ nicht die Freundschaft und gemeinsamen Werte aus den Augen verlieren, mahnte Schuster.
Er räumte ein, nicht alle Entscheidungen der Regierung Benjamin Netanjahus seien „für uns nachvollziehbar“. Mit Äußerungen von Mitgliedern seines Kabinetts haderten auch Juden außerhalb Israels. „Das darf aber niemals Rechtfertigung dafür sein, dass wir uns als Bundesrepublik Deutschland von Israel abwenden oder die Unterstützung reduzieren“, sagte Schuster. Aus gutem Grund heiße es „Staatsräson“ und nicht „Regierungsräson“, sagte der Zentralratspräsident und fügte hinzu: „Deutschland muss für die Sicherheit Israels einstehen, unabhängig davon, wie der Regierungschef heißt.“