Betroffenenverein fordert höhere Zahlungen an Missbrauchsopfer

Betroffenenverein fordert höhere Zahlungen an Missbrauchsopfer

Berlin (epd). Die Betroffeneninitiative „Eckiger Tisch“ hat an die katholische Deutsche Bischofskonferenz appelliert, das System für Anerkennungsleistungen für Betroffene von sexualisierter Gewalt zu reformieren. In einem Positionspapier, das am Mittwoch in Berlin veröffentlicht wurde, werden etwa eine mangelnde Transparenz des Verfahrens und die Höhe der Zahlungen kritisiert.

Betroffene empfinden laut der Analyse des Vereins die Zahlungen oft als zu gering in vergleichbaren Fällen. Die Anerkennungsleistungen müssten deutlich höher liegen, heißt es in dem Papier. „Der Durchschnitt der gewährten Leistungen ist in der großen Mehrzahl der Fälle immer noch erschreckend gering.“ Die zugesprochenen Leistungen müssten sich an dem orientieren, was Gerichte und Juristen inzwischen „für angemessen“ hielten. „Sechsstellige Summen sind für einen Lebensschaden des Ausmaßes, den Betroffene in der Regel erlitten haben, angemessen“, erklärte der „Eckige Tisch“.

Die Initiative, deren Initiator Matthias Katsch 2010 den Missbrauch in der katholischen Kirche öffentlich gemacht hatte, fordert außerdem Änderungen im Prozedere. Betroffene müssten die Möglichkeit erhalten, sich während des Verfahrens etwa juristische oder psychologische Hilfe zu holen. Sie sollten zudem ein Recht auf eine Anhörung vor der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen erhalten. Die Entscheidungen der Kommission sollten zudem begründet werden.

Seit dem 1. Januar 2021 gibt es im Bereich der katholischen Kirche das Verfahren für die Anerkennung erlittenen Leids. Seither hat die Unabhängige Kommission für Anerkennungsleistungen insgesamt mehr als 75 Millionen Euro Betroffenen sexualisierter Gewalt zugesprochen. Im vergangenen Jahr wurden etwa 19 Millionen Euro ausgezahlt, darunter an 27 Personen Zahlungen in Höhe von mehr als 250.000 Euro. In der kommenden Woche treffen sich die katholischen Bischöfe zu ihrer Herbstvollversammlung in Fulda.