Die wenigsten Musikfestivals machen Gewinn

Die wenigsten Musikfestivals machen Gewinn
9.244 Besuchende im Durchschnitt und Tickets für mehr als 200 Euro: Eine Studie hat erstmals die deutsche Musikfestival-Landschaft genreübergreifend analysiert. Jeder zehnte Veranstalter bangt um die Existenz seines Festivals.

Berlin (epd). Elektronische Musik ist einer Studie zufolge mit 42 Prozent die am häufigsten vertretene Stilrichtung bei deutschen Musikfestivals. Fast vier von fünf Festivals sind zudem nicht-kommerziell ausgerichtet, wie eine am Dienstag in Berlin vorgestellte erste genreübergreifende Studie der deutschen Festivallandschaft zeigt. Die Initiative Musik, die Bundesstiftung LiveKultur und das Deutsche Musikinformationszentrum ermittelten für die Studie 1.764 Musikfestivals in Deutschland. Die meisten Veranstaltungen (43 Prozent) waren Klein- oder Kleinstfestivals mit 900 bis unter 5.000 Besuchenden.

Durchschnittlich standen 313.000 Euro Einnahmen Ausgaben in Höhe von 296.000 Euro pro Festival gegenüber. Unter den Klassikfestivals machten nur drei Prozent Gewinn. Dagegen konnte jedes fünfte Popular-Musikfestival ein Plus vorweisen.

Knapp 70 Prozent der Veranstalter zeigten sich zuversichtlich, dass ihre Festivals auch in den nächsten Jahren noch stattfinden werden. Zehn Prozent stehen demnach vor dem Aus oder befürchten es.

Die Kosten für Festivals seien in den vergangenen Jahren um rund 35 Prozent gestiegen, hieß es. Gleichzeitig stiegen die Ticketpreise um etwa 50 Prozent an. Die Studie zeigt zudem, wie viel Festivals an Gagen für ihre Headliner, Hauptacts und Star-Solisten ausgaben. Diese bekamen demnach für ihre Auftritte durchschnittlich 7.323 Euro. Drei Prozent der Festivals zahlten sogar 50.000 Euro und mehr für ihre Headliner.

325 Festivals und damit knapp ein Fünftel fanden im Untersuchungszeitraum 2023/2024 demnach in Nordrhein-Westfalen statt, gefolgt von Bayern (303). Auf die ostdeutschen Länder (ohne Berlin) entfielen 19 Prozent der Festivals. Den höchsten Anteil im Osten hatte Sachsen, wo sechs Prozent (113) aller deutschen Festivals stattfanden. 60 Prozent der Festivals waren außerhalb der Großstädte angesiedelt.

Laut der Untersuchung spielt das Ehrenamt eine tragende Rolle. Vier von fünf Festivals setzten demnach auf freiwillige Kräfte. Zudem seien gerade für Klassikfestivals öffentliche Förderungen wichtig. Sie generierten 40 Prozent der Einnahmen. Bei der Popmusik seien hingegen der Ticketverkauf (39 Prozent) und das gastronomische Angebot (21 Prozent) die wichtigsten Einnahmequellen. Bei elektronischen Musikfestivals machten Tickets gar 54 Prozent der Gesamteinnahmen aus. Selten durch die öffentliche Hand gefördert wird Rockmusik.

Für den Gründer des Wacken-Festivals, Holger Hübner, sind jedoch nicht nur die gestiegenen Vergütungen ein Problem, „sondern auch die Wetterkapriolen durch den Klimawandel“. Er mahnte zudem an, die Musikszene ganzheitlich zu sehen: „Ohne funktionierende Clubszene werden auch die Festivals nicht funktionieren.“

Die Studie soll laut den Initiatoren eine Forschungslücke schließen und die Vielfalt, Strukturen und Herausforderungen von deutschen Festivals zeigen. Die Daten erhob das Institut für Demoskopie Allensbach in den Jahren 2023 und 2024. Aufgrund der Übereinstimmung der Stichprobe mit der geografischen Verteilung und Genre-Zuordnung sei die Studie repräsentativ für die Festivallandschaft, hieß es.