München (epd). Der Präsident des Reservistenverbandes der Bundeswehr, Patrick Sensburg, sieht die Notwendigkeit einer Wehrpflicht, um genügend Soldaten und auch Reservisten zu gewinnen. „Viele glauben, es gibt jetzt wieder eine Pflicht. Die gibt es nicht. Die einzige Pflicht ist, dass man einen Fragebogen beantworten muss“, sagte er am Mittwoch im Bayerischen Rundfunk mit Blick auf einen Gesetzentwurf von Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der am Vormittag vom Kabinett gebilligt werden sollte.
Sensburg kritisierte, es gebe „im Grunde keinen Pflichtanteil an diesem Gesetz“, das sei ein Problem. Deswegen müsse das Gesetz nachgebessert werden, sagte der Präsident des Verbandes. „Die einzige Pflicht ist, dass man einen Fragebogen beantworten muss. Und damit werden wir nicht ausreichend Soldatinnen und Soldaten gewinnen und schon gar nicht Reservisten.“
Der Chef des Reservistenverbandes erklärte, die Zahl der Soldaten in der Bundeswehr reiche nicht aus. „Es gelingt uns, trotz aller Werbeaktionen, trotz aller guten Maßnahmen nicht, mehr Menschen in die Bundeswehr zu bewegen.“ Zu Bedenken, die Bundeswehr habe keine ausreichenden Kapazitäten, um mehr Bundeswehrsoldaten auszubilden, sagte Sensburg, es gebe ausreichend Kasernen und militärische Einheiten, die auch Ausbildung übernehmen könnten.
Verteidigungsminister Pistorius will mit einem neuen Wehrdienst-Modell für einen Personalaufwuchs in der Bundeswehr sorgen. Geplant ist, junge Männer zu fragen, ob sie bereit sind, Dienst in der Bundeswehr zu leisten. Die Befragung soll verpflichtend, der Wehrdienst selbst aber keine Pflicht sein. Pistorius setzt darauf, dass sich freiwillig genügend neue Soldatinnen und Soldaten finden und will eine Pflicht nur für den Fall, dass das nicht gelingt. Die früher in Deutschland geltende Wehrpflicht für junge Männer wurde 2011 ausgesetzt.