Berlin (epd). Der Soziologe Heinz Bude warnt davor, die Popularität der AfD bei der Jugend in den sozialen Medien zu unterschätzen. „Da macht sich was Luft, was bei den Jungmenschen, männlich wie weiblich, gärt“, sagte der Generationenforscher dem „Tagesspiegel“ (Donnerstag). Bei vielen jungen Menschen gebe es das Empfinden, dass immer so weiter gemacht werde wie bisher, obwohl die Grundlagen für dieses Weitermachen schwinden.
„Jeder weiß, dass das Paradies vorbei ist. Deutschland ist kein Globalisierungsgewinner mehr“, sagte Bude. Zugleich gebe es keine sinnvollen Gegenvorschläge, wie es weitergehen solle: „Die Situation erscheint ausweglos.“ Daraus entstehe eine grundsätzliche Ablehnung des Systems, die von rechts bewirtschaftet werde.
„Junge Menschen scheinen mir dafür besonders empfänglich zu sein, weil sie für das Kommende stehen sollen“, sagte der emeritierte Professor für Makrosoziologie an der Universität Kassel: „Aber letztlich teilen alle Generationen dieses Gefühl. Sie fragen sich: Wo soll das alles hinführen?“
Der Faschismus werde normalerweise für eine rückwärtsgewandte Bewegung gehalten, sagte Bude: „Sein Versprechen war es jedoch, eine neue Zukunft zu schaffen durch den radikalen Bruch mit der Vergangenheit.“ Das sei der faschistische Futurismus: „Im Augenblick erscheint ein solcher Sprung in die Zukunft für viele äußerst attraktiv. Das Konservative will das Schlechte ändern und das Gute bewahren, das Faschistische will das Alte dem Neuen opfern“, sagte der Soziologe.