Berlin (epd). Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bittet um Mithilfe bei der Messung der Luftqualität in Deutschland. Ab sofort und noch bis zum 24. August können Bürgerinnen und Bürger Vorschläge für Orte machen, an denen sie eine hohe Belastung mit dem gesundheitsschädlichen Stickstoffdioxid (NO2) vermuten, wie die Umwelthilfe am Mittwoch mitteilte. Das Gas wird insbesondere von Dieselfahrzeugen ausgestoßen.
Die Umwelthilfe kritisiert, dass es derzeit nur knapp 300 verkehrsnahe Messstationen für Stickstoffdioxid gibt. Viele Großstädte wie Hamm, Heidelberg, Ulm oder Erlangen hätten gar keine, sagte DUH-Verkehrsexperte Robin Kulpa bei der Vorstellung des Projekts. Mit der Mitmach-Aktion wolle die Umwelthilfe 500 bis 600 zusätzliche Messstellen schaffen.
Dabei sollten die Bürgerinnen und Bürger die von der DUH zur Verfügung gestellten Geräte - zwei kleine Plastikröhrchen - selbst in Verkehrsnähe aufhängen, zum Beispiel mit Kabelbindern an einer Straßenlaterne, sagte Kulpa. Die Messung ist für Oktober geplant, anschließend folgt die Auswertung im Labor. An besonders belasteten Stellen soll im gesamten Jahr 2026 erneut gemessen werden.
DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch wies darauf hin, dass laut EU-Vorgaben ab 2030 strengere NO2-Grenzwerte eingehalten werden müssen als bisher. Um dies zu erreichen, müssten jetzt die nötigen Schritte eingeleitet werden. „Nur dort, wo gemessen wird, wird gehandelt“, sagte Resch. Er kritisierte, es gebe „mutwillig gelassene blinde Flecken im Messnetz“. Diese wolle die DUH schließen. Maßnahmen für bessere Luft sollten, wenn nötig, gerichtlich durchgesetzt werden.
Laut Umweltbundesamt reizt Stickstoffdioxid die Augen und schädigt das Schleimhautgewebe in den Atemwegen. Bei hohen Konzentrationen des Gases könnten unter anderem Bronchitis, Lungenödeme und eine verminderte Lungenfunktion auftreten. Studien zeigten zudem einen Zusammenhang mit einer Zunahme von Herz-Kreislauf-Erkrankungen und höherer Sterblichkeit. Die Umwelthilfe geht davon aus, dass jedes Jahr 28.000 Menschen in Deutschland aufgrund der Belastung mit Stickstoffdioxid sterben.