Oberstes US-Gericht: Todeshäftling hat Anspruch auf DNA-Test

Oberstes US-Gericht: Todeshäftling hat Anspruch auf DNA-Test

Washington (epd). Das Oberste Gericht der USA hat geurteilt, dass ein im Bundesstaat Texas zum Tod verurteilter Mann im Berufungsverfahren einen DNA-Test beanspruchen darf. Die Justizbehörden von Texas hatten den Standpunkt vertreten, Ruben Gutierrez habe grundsätzlich kein Anrecht auf den Test. Das sei nicht rechtens, befanden am Donnerstag (Ortszeit) sechs der neun obersten Richterinnen und Richter in Washington.

Gutierrez' Anwalt sagte der Zeitung „Texas Tribune“, Gutierrez sei nun „einen Schritt weiter, um zu beweisen, dass er unschuldig zum Tod verurteilt wurde“. Laut Todesurteil hatte Gutierrez 1998 mit zwei Komplizen die 85-jährige Escolastica Harrison ermordet, um in deren Wohnung aufbewahrtes Bargeld zu stehlen. Die Frau sei mit zwei Schraubenziehern erstochen worden.

Ein mutmaßlicher Täter wurde zu lebenslanger Haft verurteilt, einer konnte Medienberichten zufolge entkommen, und Ruben Gutierrez bekam die Todesstrafe. Er bestreitet nicht, dass er an der Planung der Tat beteiligt war. Er sei jedoch beim Mord nicht in Harrisons Wohnung gewesen und habe nicht zugestochen, wie es die Staatsanwaltschaft ermittelt hatte. Bei den von ihm verlangten Tests der Mordwaffen und anderer Gegenstände werde man seine DNA nicht finden.

Die Direktorin des gemeinnützigen Todesstrafeninformationszentrums, Robin Maher, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd), das Urteil des Obersten Gerichts dürfte nun jedem Verurteilten in Texas helfen, der sich bei einer Berufung auf DNA-Tests stützen will. Die Entscheidung kam für sie überraschend. Maher erklärte, Urteile des Supreme Courts aus jüngster Zeit hätten eher darauf hingedeutet, dass dieser sich bei Exekutionen in den US-Bundesstaaten nicht einschalten möchte.

Die meisten Todesurteile in den USA werden von den einzelnen Bundesstaaten und nicht nationalstaatlich verhängt. Laut Informationszentrum sind in den USA seit 1973 mindestens 200 Menschen fälschlich zum Tod verurteilt worden. 18 davon in Texas.