Berlin (epd). Mit einer Gedenkstunde hat die Bundesregierung am Freitag in Berlin an die Opfer von Flucht und Vertreibung erinnert. Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) hob besonders die Situation der Frauen hervor, die 1945 aus den Ostgebieten fliehen mussten. „Viele haben Fürchterliches erlebt - Todesangst, Kälte, Hunger, Vergewaltigung und Tod“, sagte sie am Freitag in Berlin. Das Leid und die Lebensleistung dieser Frauen und ihrer Kinder seien in Deutschland „viel zu lange viel zu wenig“ gesehen worden.
14 Millionen Menschen mussten damals aus den Ostgebieten fliehen. „Da die Männer im Krieg waren, trugen die Frauen die Last der Verantwortung“, sagte die Ehrenpräsidentin des Frauenverbandes im Bund der Vertriebenen, Maria Werthan. Die Frauen seien verantwortlich für den Schutz ihrer Familie, für die Verpflegung und für die Unterbringung gewesen. Oft seien sie Monate auf der Flucht gewesen, ausgehungert und mit zerschlissenen Kleidern am Leib. Von den Einheimischen wurden sie nicht mit offenen Armen empfangen, sagte Werthan. Die Vertriebenen wurden als Konkurrenz gesehen, um knappe Nahrung, Wohnraum und Arbeitsplätze.
Dieses Unrecht und Leid sei keine Angelegenheit der Vergangenheit, sagte Prien und erinnerte an die 122 Millionen Menschen, die derzeit weltweit auf der Flucht sind. Allein 14 Millionen Menschen seien von der derzeit größten Flüchtlingskrise im Sudan betroffen. Auch hier seien es überwiegend Frauen und Kinder, unterstrich die Familienministerin.
Der Präsident des Bundes der Vertriebenen, Bernd Fabritius, betonte: „Gedenken macht uns erst als Gesellschaft menschlich. Es erinnert uns, gerade in dieser Zeit ganz besonders, daran, dass unsere Freiheit, der Frieden und der Zusammenhalt nicht selbstverständlich sind“, sagte er. Fabritius, der seit Mai 2025 zusätzlich das Amt des Bundesbeauftragen für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten innehat, appellierte an die Jugendlichen und die nachfolgenden Generationen, die Erinnerung am Leben zu erhalten: „Gedenken darf nicht bei uns Älteren stehen bleiben. Wir müssen uns generationenübergreifend sowohl erzählen als auch zuhören dürfen.“
Die Regierung hält die Gedenkstunde für die Opfer von Flucht und Vertreibung seit zehn Jahren am Weltflüchtlingstag, dem 20. Juni, ab.