Santiago, Santa Cruz (epd). Der frühere bolivianische Präsident Evo Morales darf bei der Präsidentschaftswahl am 17. August nicht antreten. Sein Name fehlt auf der endgültigen Liste der zugelassenen Kandidatinnen und Kandidaten für das Präsidentenamt sowie das Parlament, die die Wahlbehörde am Freitag (Ortszeit) in Santa Cruz veröffentlichte.
Anhängerinnen und Anhänger von Morales reagierten mit weiteren Protesten auf die erwartete Entscheidung. Laut der staatlichen Straßenverwaltung ABC blockierten Demonstrierende an rund 30 Stellen zum fünften Tag in Folge zentrale Verkehrsverbindungen im Land. Nach Angaben der Zeitung „El Deber“ wurden Sicherheitskräfte bei Räumungsversuchen mit Sprengkörpern aus dem Bergbau attackiert.
Die Regierung von Präsident Luis Arce bezifferte die wirtschaftlichen Verluste durch die Proteste auf täglich rund 200 Millionen US-Dollar. In einigen Städten komme es bereits zu Versorgungsengpässen. Die Hauptstadt La Paz wird seit Freitag per Luftbrücke unter anderem mit Fleisch beliefert.
Hintergrund der Proteste ist ein Machtkampf zwischen dem Ex-Präsidenten und seinem einstigen Vertrauten Arce, der unter Morales Wirtschaftsminister war und 2020 dessen Nachfolge antrat. Arce zog seine eigene Kandidatur inzwischen zurück, während Morales entgegen geltender Rechtsprechung erneut antreten will.
Bolivien steckt unterdessen in einer schweren Wirtschaftskrise. Es fehlt an Devisen für den Import von Treibstoff. Die Landeswährung Boliviano hat innerhalb eines Jahres rund die Hälfte ihres Wertes verloren.