Frankfurt a.M., Regensburg (epd). Zum Tag der Organspende am Samstag rufen die Verantwortlichen die Menschen in Deutschland auf, sich mit der Frage „Organspende - ja oder nein?“ auseinanderzusetzen. Ziel sei es, dass möglichst viele Menschen eine selbstbestimmte Entscheidung träfen und diese auch dokumentierten, teilte die Deutsche Stiftung Organtransplantation am Donnerstag in Frankfurt am Main mit. Die zentrale Veranstaltung findet in diesem Jahr den Angaben zufolge in Regensburg statt - in der bayerischen Stadt hat der Aktionstag vor 42 Jahren seinen Anfang genommen.
1983 habe Siegfried Bäumel, der zweifach nierentransplantierte und 2021 verstorbene Vorsitzende der Hilfsgemeinschaft der Dialysepatienten und Transplantierten Regensburg, den Anstoß für den ersten bundesweiten Tag der Organspende gegeben, erläuterte die Stiftung. Mit anfangs wenigen Mitstreitenden habe er begonnen, den Gedanken der Organspende in die Öffentlichkeit zu tragen. „Aus einer kleinen Initiative wurde über die Jahre eine Veranstaltung mit bundesweiter Ausstrahlung“, hieß es.
Der Medizinische Vorstand der Stiftung, Axel Rahmel, nannte die Spenderzahlen in den ersten fünf Monaten dieses Jahres „positiv“: Von Jahresanfang bis Ende Mai habe es bundesweit 426 postmortale Organspenden gegeben - also Organentnahmen, nachdem bei den Spendenden der Hirntod sicher festgestellt wurde. Im selben Vorjahreszeitraum seien es 44 weniger, also 382 postmortale Organspenden, gewesen. Das war ein prozentual zweistelliger Anstieg (plus 11,5 Prozent).
Dennoch sprach Rahmel von einer weiterhin „dramatischen Situation“, weil aktuell 8.100 Menschen auf der Warteliste stünden, deren einzige Hoffnung eine Transplantation sei. „In Deutschland warten Menschen viel zu lange auf ein Spenderorgan und viele warten vergeblich. Im internationalen Vergleich bilden wir ein Schlusslicht bei der Organspende.“ Annähernd die Hälfte der möglichen Organspenden scheiterten an einer fehlenden Zustimmung. Dies gelte insbesondere für Fälle, in denen Angehörige entscheiden müssten, ohne den Willen des Verstorbenen zu kennen. Liegt ein schriftlicher Wille des möglichen Organspenders vor, erreicht die Zustimmungsrate zur Organspende rund 75 Prozent. Allerdings sei ein schriftlicher Wille in nur rund 15 Prozent aller gemeldeten Fälle vorhanden.
In Deutschland gilt die Zustimmungsregelung: Organspender oder -spenderin wird nur, wer selbst zu Lebzeiten oder wessen Angehörige nach dem Tod ausdrücklich zustimmen. Dagegen sieht die Widerspruchsregelung vor, dass bei einem hirntoten Menschen Organe entnommen werden dürfen, wenn die betreffende Person dem zu Lebzeiten nicht widersprochen hat. 2020 hatte der Bundestag über die Einführung der Widerspruchsregelung abgestimmt, damals gab es keine Mehrheit.
Wer seine persönliche Entscheidung schriftlich dokumentieren möchte, kann dies mit einem Organspende-Ausweis oder einem persönlichen Eintrag im Organspende-Register tun, das seit März vergangenen Jahres online ist. Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) unterstützte den Appell der Stiftung: „Sprechen Sie darüber mit Angehörigen, dokumentieren Sie Ihre Entscheidung“, sagte sie laut der Stiftungs-Mitteilung.
Auch der katholische Essener Bischof Franz-Josef Overbeck rief zur Bereitschaft zur Organspende auf: „In christlicher Sicht ist die Organspende eine Tat der konkreten Nächstenliebe“, unterstrich er laut Mitteilung seines Bistums.