Ellrich (epd). Experten der Landesdenkmalämter von Thüringen und Niedersachsen haben die Baugeschichte des KZ-Außenlagerlagers Juliushütte in Ellrich bei Nordhausen erforscht. Wie das Forschungsteam am Montag mitteilte, kann nun erstmals ein detaillierter und weitestgehend vollständiger Plan des Lagers erstellt werden, der den Stand des Ausbaus zum Zeitpunkt der Räumung Anfang April 1945 dokumentiert. Rekonstruiert wurde das heute weitgehend zerstörte Lager mithilfe von historischem Quellenmaterial, Bodenuntersuchungen sowie vereinzelten Grabungen im Gelände.
So konnten den Angaben zufolge erstmals der genaue Verlauf des Lagerzauns und die Position der Wachtürme nachvollzogen werden. Ebenfalls identifizierten die Wissenschaftler seit 2019 neben den exakten Standorten der meisten Gebäude auch zwei Areale, in denen die sterblichen Überreste der Opfer abgelegt wurden. Im letzten Monat des Lagerbetriebs hatte die SS im Krematorium und auf Scheiterhaufen bis zu 1.000 Leichen von verstorbenen Häftlingen vergraben.
Das KZ-Außenlager war nach dem Zweiten Weltkrieg in Vergessenheit geraten, da die Grenze zwischen beiden deutschen Staaten nach 1949 mitten durch das Lager verlief. Bis 1964 hatten die DDR-Grenztruppen und der westdeutsche Bundesgrenzschutz fast alle baulichen Reste des Lagers gesprengt und eingeebnet.
Das zeitweise mit mehr als 8.000 Häftlingen belegte Lager Juliushütte war ein Außenlager des Konzentrationslagers Mittelbau Dora und bestand vom 1. Mai 1944 bis zum 6. April 1945. Dort waren vor allem französischsprachige Kriegsgefangene inhaftiert.