Frühere Dresdner Stasi-Zentrale mit neuer Dauerausstellung

Frühere Dresdner Stasi-Zentrale mit neuer Dauerausstellung
Die Bildungs- und Gedenkstätte in der früheren Dresdner Stasi-Zentrale ist neu gestaltet worden. Ein Rundgang führt durch zahlreiche original erhaltene Räume. Im Fokus steht der Widerstand. Zitiert wird auch aus Stasi-Akten.
23.05.2024
epd
Von Katharina Rögner (epd)

Dresden (epd). Die einen haben im großen Saal gefeiert, andere saßen nur wenige Meter entfernt im Stasi-Gefängnis: Das Nebeneinander von Tätern und Opfern ist in der neuen Dauerausstellung in der Dresdner Gedenkstätte Bautzner Straße nachvollziehbar. Der Rundgang in der früheren Bezirksverwaltung des Ministeriums für Staatssicherheit führt unter anderem durch den ehemaligen Festsaal und das frühere Hafthaus. Die neue Ausstellung zur politischen Verfolgung in der Sowjetischen Besatzungszone und in der DDR wird vom 29. Mai an gezeigt.

Die Leiterin der Gedenkstätte, Uljana Sieber, sagte am Donnerstag in Dresden, der inhaltliche Fokus sei auf das „Widerstehen“ gelegt worden. Angestrebt werde ein Diskurs mit sich selbst und miteinander. Den roten Faden der Ausstellung bilden demnach die Grund- und Freiheitsrechte. Diese seien 1989 auf der Straße gelebt worden.

In den mehrjährigen Umbau der Gedenkstätte sind laut Sieber rund 1, 4 Millionen Euro geflossen, darunter Mittel von Bund, Land und aus dem Vermögen von Parteien und Massenorganisationen der DDR (PMO).

Unter dem Titel „Mut zur Freiheit! Verfolgung und Widerstehen in der kommunistischen Diktatur“ werden Persönlichkeiten vorgestellt, darunter der sächsische Pfarrer Harald Bretschneider, der sich in der kirchlichen Friedensbewegung in der DDR engagierte und das Symbol „Schwerter zu Pflugscharen“ etablierte. In der Ausstellung wird zum Teil aus Stasi-Akten zitiert.

Informiert wird zudem über die Geschichte des Hauses als politische Haftanstalt, als Bezirksverwaltung der Stasi und als Ort der friedlichen Revolution. Dabei sind das einstige sowjetische Kellergefängnis und die mehrstöckige Stasi-Untersuchungshaftanstalt zu sehen. Zudem gibt es weitere originale Objekte, etwa ein historischer Aktenvernichter.

Kuratorin Ulrike Rüdiger-Gärtner betonte, einige Räume seien erstmals öffentlich zugänglich, etwa der Kinovorführraum oder frühere Zimmer der Stasi-Vernehmer und des Wachpersonals. Laut dem Trägerverein der Gedenkstätte waren in den 80er Jahren auf dem Gelände an der Bautzner Straße rund 2.500 Menschen für die Stasi im Einsatz. Im Hafthaus hielt die DDR-Geheimpolizei bis 1989 rund 8.000 Menschen fest.

Im Festsaal wurde nicht nur gefeiert, dort fanden auch Weiterbildungen, Parteisitzungen und Kinovorführungen statt. Für Sonja Beeck vom Berliner Gestaltungsbüro chezweitz ist es „ein perfider Raum“. Dort habe nahe den Haftzellen „die Selbstvergewisserung des Regimes“ stattgefunden. Eine Videoinstallation will diese Atmosphäre nun erfahrbar machen.

Auch das Verhältnis zwischen der Stasi und dem sowjetischen Geheimdienst KGB, der in Dresden in unmittelbarer Nähe zur Bezirksverwaltung residierte, ist Thema des Rundgangs. Objekte und Fotos veranschaulichen dabei auch die Tätigkeit des russischen Präsidenten Wladimir Putin, der in den 80er Jahren für den KGB in Dresden war und Zugang zur Stasi-Zentrale hatte.

Das Gelände der Staatssicherheit an Bautzner Straße wurde am 5. Dezember 1989 von Protestierenden besetzt. Die leerstehende Untersuchungshaftanstalt wurde 1994 erstmals für Besucherinnen und Besucher geöffnet.