Kolumbien: ELN-Guerilla will wieder Menschen entführen

Kolumbien: ELN-Guerilla will wieder Menschen entführen

Berlin, Bogotá (epd). Die kolumbianische Guerilla ELN hat mit neuen Entführungen zur Lösegelderpressung gedroht. Da die Friedensgespräche mit der Regierung und damit die Einrichtung eines Fonds nicht vorankämen, müsse die Gruppe auf diese Finanzierungsquelle zurückgreifen, erklärten die Rebellen laut einem Bericht der Tageszeitung „El Espectador“ von Dienstag. Die Ankündigung ist ein herber Rückschlag für die Regierung von Präsident Gustavo Petro, der 2022 das Amt mit dem Ziel übernommen hat, das südamerikanische Land zu befrieden.

Die ELN und die Regierung hatten im Rahmen der Friedensgespräche eine Waffenruhe bis zum 3. August vereinbart, die auch ein Verbot von Geiselnahmen und Zwangsrekrutierungen einschließt. Doch nach Ansicht der Rebellen hat die Regierung Vereinbarungen gebrochen, unter anderem bezüglich des vorgesehenen Fonds, über den verschiedene Geber den Friedensprozess finanzieren sollen. Die ELN (Nationale Befreiungsarmee) verfügt Schätzungen zufolge über etwa 3.000 Kämpfer.

Die Chefunterhändlerin der Regierung, die ehemalige Guerillera und Menschenrechtsaktivistin Vera Grabe, kritisierte die Entscheidung der ELN in nationalen Medien. Der Fonds sei keineswegs als Gegenleistung für die Aussetzung von Entführungen verhandelt worden, sagte sie laut „El Espectador“. Die ELN warf der Regierung vor, wenig Willen für einen Fortschritt bei den Friedensverhandlungen zu zeigen.

Für Entsetzen sorgte die Entführung des Vaters des kolumbianischen Nationalspielers Luis Díaz, der beim FC Liverpool unter Vertrag steht, Ende Oktober. Daraufhin sagte die ELN zu, keine Menschen mehr zu verschleppen.

In Kolumbien herrscht seit rund 60 Jahren ein Bürgerkrieg zwischen Rebellen, paramilitärischen Milizen und dem Militär. Etwa 300.000 Menschen wurden getötet, rund sieben Millionen vertrieben. Nach dem Friedensabkommen zwischen der Regierung und der Farc-Guerilla 2016 verbesserte sich die Sicherheitslage zunächst. Doch inzwischen hat die Gewalt wieder zugenommen.