Trauer um Volksbühnen-Intendanten René Pollesch

Trauer um Volksbühnen-Intendanten René Pollesch
Der Intendant der Berliner Volksbühne, René Pollesch, ist unerwartet mit 61 Jahren gestorben. Politik und Kultur reagierten am Dienstag bestürzt auf den frühen Tod.

Berlin (epd). Der Dramatiker und Regisseur René Pollesch ist tot. Das teilte die Berliner Volksbühne am Montagabend mit. Der Intendant des Theaters am Rosa-Luxemburg-Platz sei am Montag im Alter von 61 Jahren plötzlich gestorben, hieß es. Man sei entsetzt und „in tiefer Trauer“.

Der unerwartete Tod des Polleschs löste am Dienstag große Bestürzung aus. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) erklärte, die Stadt habe einen ihrer prägendsten Theatermacher verloren. „Berlin trauert um einen Mann, der die Bühne viel zu früh verlassen musste“, sagte Wegner.

Pollesch werde in den Institutionen, für die er tätig war - dem Prater, dem Deutschen Theater und insbesondere der Volksbühne, wo er seit 2021 als Intendant wirkte - unvergessen bleiben. Mit seinen innovativen und überraschenden Inszenierungen habe er die Volksbühne neu belebt und ihr zu avantgardistischem Erfolg verholfen. „Wir haben einen großen Theatermann verloren, dessen Werk und Geist in Berlin weiterleben werden“, so Wegner.

Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) erklärte, mit Pollesch verliere die deutschsprachige Theaterwelt einen ihrer prägendsten Autorenregisseure und einen unglaublich menschlichen Künstler: „Das Theater von René Pollesch war Kult - vor allem bei vielen jungen Menschen. Allen, die das Theater lieben, und René Pollesch verbunden waren, wird er fehlen.“

Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU) würdigte Pollesch als einen der profiliertesten Theatermacher des Landes und einen klugen und humorvollen Charakterkopf. In schwierigen Zeiten habe Pollesch 2021 die Volksbühne übernommen und habe nicht nur in seiner kurzen Zeit als Intendant das Haus geprägt.

Fassungslos reagierten auch andere Berliner Theater. Der Intendant des Berliner Ensembles, Oliver Reese, erklärte, „wir sind völlig erschüttert über die bestürzende Nachricht des plötzlichen Todes von René Pollesch“. Pollesch habe eine ganz eigene, unverwechselbare Theatersprache erschaffen. „Als Regisseur und vor allem als unglaublich produktiver Dramatiker prägte er das Theater im gesamten deutschsprachigen Raum in den letzten 30 Jahren“, so Reese.

Das Deutsche Theater sprach von einem geschätzten Kollegen und einem prägenden Theatermacher unserer Zeit. Pollesch habe mit vielen seiner Inszenierungen am Deutschen Theater gastiert. Auch nach Beginn seiner Intendanz an der Volksbühne seien sich beide Theater freundschaftlich verbunden geblieben.

Der im hessischen Friedberg geborene Sohn eines Maschinenschlossers hatte die Leitung der Volksbühne vor rund drei Jahren übernommen. Zuvor war er seit 2001 als Autor und Regisseur an der Volksbühne unter der Intendanz von Frank Castorf tätig. Von 2001 bis 2007 leitete er die Volksbühnen-Spielstätte im Prater.

Pollesch hat etwa 200 Stücke geschrieben und uraufgeführt. Für seine Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er 2001 und 2006 den Mülheimer Dramatikerpreis, 2009 außerdem den undotierten Publikumspreis. 2002 wurde er in der Kritikerumfrage der Zeitschrift „Theater heute“ zum besten deutschen Dramatiker gewählt. 2019 wurde ihm in Wien der Arthur-Schnitzler-Preis verliehen.