Abschied von Wolfgang Schäuble

Abschied von Wolfgang Schäuble
Früherer Bundestagspräsident in Offenburg beigesetzt
Im Beisein von Familie, hohen Amtsträgern und politischen Weggefährten ist der langjährige CDU-Politiker Wolfgang Schäuble am Freitag in Offenburg beigesetzt worden. Er werde fehlen, sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Kretschmann.

Offenburg (epd). Mit einer Trauerfeier haben am Freitag die Familie, Repräsentanten des Staates und politische Weggefährten Abschied vom früheren Bundestagspräsidenten Wolfgang Schäuble (CDU) genommen. Schäuble, der am zweiten Weihnachtstag im Alter von 81 Jahren gestorben war, wurde in seiner Heimatstadt Offenburg beigesetzt. Der Sarg wurde mit einem militärischen Ehrengeleit und einem Trauerzug zum Friedhof begleitet. In Nachrufen stellten Politiker und Schäubles Tochter Christine Strobl das jahrzehntelange Wirken des Verstorbenen heraus, würdigten seine Verdienste unter anderem um die deutsche Vereinigung und zeichneten das Bild eines Menschen, der mit sich und dem Sterben im Reinen war.

Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) sagte, er verneige sich in Respekt „vor einem großen Sohn unseres Landes“. Der Regierungschef hob Schäubles Eintreten für die parlamentarische Demokratie heraus. „Wir leben in Zeiten, in der wir leider erkennen müssen, wie fragil und verletzlich die Demokratie ist“, sagte er. Dies sei einer der Gründe, „warum Schäuble uns so fehlen wird“, sagte der Regierungschef und ergänzte: Schäubles Haltung als Demokrat „ist uns weiter aufgegeben“.

Schäuble gehörte 51 Jahre ununterbrochen als Abgeordneter dem Bundestag an, bekleidete daneben Ämter als Minister, Partei- und Fraktionschef und zuletzt als Bundestagspräsident. CDU-Chef Friedrich Merz stellte in seinem Nachruf den Beitrag der Familie zu diesem Wirken heraus. Sie hätten das langjährige politische Engagement „mitgetragen und ertragen“, sagte Merz. Neben der Witwe und den Kindern Schäubles waren zahlreiche Repräsentanten aus Staat und Politik gekommen, darunter Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) und Bundesverfassungsgerichtspräsident Stephan Harbarth und zahlreiche CDU-Abgeordnete.

Nachrufe hielten auch der CDU-Landesvorsitzende Manuel Hagel, Offenburgs Oberbürgermeister Marco Steffens (CDU) sowie für die Familie Schäubles Tochter Christine Strobl. In einer persönlich gehaltenen Rede sprach Strobl über die letzten Tage ihres Vaters. Er sei mit sich im Reinen gewesen, sagte Strobl und schilderte, dass der Gesundheitszustand Schäubles sich vor Weihnachten stark verschlechtert hatte. Der frühere Bundestagspräsident war nach ihren Worten bis Heiligabend im Krankenhaus und rechnete selbst mit dem Tod. Nachdem seine Frau Ingeborg ihm gesagt habe, sie wolle ohne ihn nicht leben, habe Schäuble „das Sterben wie so viele Male davor wieder abgeblasen“, sagte Strobl, die ARD-Programmdirektorin ist, und ergänzte: „Er wollte uns noch einmal ein letztes Weihnachten schenken.“

Schäuble war evangelischer Christ und gehörte zur Offenburger Gemeinde. Die Ansprache in der Trauerfeier hielt die badische Landesbischöfin Heike Springhart. Sie nannte Schäuble einen „bodenständigen Schwarzwälder“ und „weitsichtigen Europäer“. Mit Blick auf das Attentat auf ihn im Jahr 1990, nach dem Schäuble auf den Rollstuhl angewiesen war, sagte sie, „er hat sich selbst und uns allen gezeigt, was möglich ist und welche Kraft im verletzlichen Leben liegt“. Schäuble habe aus einer Kraft gelebt, „die größer war als er selbst“, sagte sie mit Blick auf seinen Glauben.

Mehr als ein halbes Jahrhundert gestaltete Wolfgang Schäuble an verschiedenen Stellen deutsche Politik, unter anderem bei der deutschen Vereinigung. Er verhandelte den Einheitsvertrag mit, der seine Unterschrift trägt. Nach seinem Tod hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier einen Staatsakt zum Gedenken an Schäuble angeordnet. Er wird vom Bundestag ausgerichtet und am 22. Januar im Plenarsaal des Reichstagsgebäudes in Berlin stattfinden. Schäuble war der dienstälteste Abgeordnete der deutschen Parlamentsgeschichte.